#51 Zerreißprobe
Shownotes
Das Ehepaar Maurice und Maralyn Bailey bricht 1973 zu einem neuen Leben auf. Auf den ersten Blick wirken sie nicht wie Abenteurer oder Weltumsegler – sie leben in einem hübschen Reihenhaus, haben sichere Behördenjobs und führen ein gewöhnliches Vorstadtleben in einer kleinen englischen Stadt. Doch im Herzen waren sie schon immer auf der Suche nach mehr. Sie verkaufen ihr gesamtes Hab und Gut, lassen ein Segelboot bauen und stechen zu zweit in See – auf zum Abenteuer ihres Lebens. Ihr Ziel: einmal um die halbe Welt, bis nach Neuseeland. Doch mitten auf dem Pazifik geschieht das Unvorstellbare: Ein Wal rammt ihr Boot. Innerhalb weniger Minuten versinkt ihr Zuhause in den Wellen. Was folgt, ist ein Überlebenskampf auf offener See – ohne Funk, ohne Segel, ohne Hilfe.
In dieser Folge erzählen wir die wahre Geschichte eines Paares, das alles verliert und trotzdem nicht aufgibt. Und wir fragen uns: Wie kann eine Ehe eine Zerreißprobe zwischen Leben und Tod überstehen?
Eine Produktion von Auf Ex Productions. Hosts: Leonie Bartsch & Linn Schütze Recherche: Miriam Aberkane Redaktion: Antonia Fischer Produktion: Lorenz Schütze Expertin: Franca Cerutti
Quellen (Auswahl) Buch "118 Days Adrift" von Maurice und Maralyn Bailey Buch "Maurice und Maralyn" von Sophie Elmhorst Dokumentation Artikel Wavetrain
Hintergrundinformationen, Bilder und Videos findet ihr auf unserem Instagram- oder TikTok-Kanal @true.lovepodcast. Oder auf unseren privaten Profilen @leonie_bartsch und @linnschuetze.
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Transkript anzeigen
00:00:07:
00:00:15: Auf X Productions präsentiert.
00:00:20: True Love, ein Podcast über wahre Liebesgeschichten.
00:00:24: Mit Lynn Schütze und Leonie Bartsch.
00:00:40: Herzlich willkommen zu einer neuen Folge True Love.
00:00:43: Hallo, hallo, hallo!
00:00:45: Schön, dass ihr alle wieder dabei seid.
00:00:47: Mein Name ist Lynn Schütze.
00:00:48: Schön, dass du wieder dabei bist, Lynn.
00:00:50: Ja, wie?
00:00:50: Hä?
00:00:50: War ich nicht dabei?
00:00:52: Ich wollte auch einfach das mal zu dir sagen.
00:00:54: Schön, dass du auch dabei bist, Lynn.
00:00:55: Ist ja auch wichtig, dass du dabei bist.
00:00:57: Ich finde auch.
00:00:58: Und ich finde auch schön, dass ich dabei
00:00:59: bin.
00:00:59: Für mich auch.
00:01:00: Obwohl ich so ein ganz bisschen krenkel, also wenn meine Stimme so ein bisschen versagt, Leute.
00:01:05: kommt das durch unsere letzten Tage an einem sehr kalten Drehort, an dem wir waren, von dem ich so ein paar Spuren mitgenommen habe.
00:01:12: Ja, es ist ja jetzt auch wieder Krankheitszeit, ne?
00:01:14: Also wir haben November, es ist kalt.
00:01:18: Ich wollte dich fragen, weil ich war gestern im Supermarkt und da gab es schon überall so Lebkuchen und so Plätzchen.
00:01:25: Bist du schon in Weihnachtsfieling?
00:01:27: Weißt du, wie ich gemerkt habe, dass andere Leute anscheinend im Weihnachtsfieling sind?
00:01:31: Weil ich bin es noch gar nicht.
00:01:32: Nee, ich nehme mich auch nicht.
00:01:33: Ich
00:01:33: bin noch komplett in der Herbstzeit angekommen.
00:01:36: Also jetzt gerade bin ich so, oh, jetzt so ein Kürbis.
00:01:39: Leo, ich bin eigentlich erst im Sommer angekommen.
00:01:42: Ja, wenn es nach dieser Logik geht, habe ich das Gefühl, dieses Jahr hatte erst ein Monat.
00:01:45: Ja.
00:01:46: Also es ist so gestartet.
00:01:47: Leute waren so, hier sind deine Tudus fürs Jahr.
00:01:50: Und jetzt ist so, und hast du es schon erledigt?
00:01:52: Weil das Jahr ist vorbei.
00:01:53: Und du bist so, hey, was?
00:01:55: Ich hab einmal die Augen zugemacht und das war ... Ich hab
00:01:58: gestern eine Instagram-Story hochgeladen und ich wollte deinen Song auswählen.
00:02:02: Und dann klick ich so darauf, was für Songs man so gerade nehmen kann, welche trennten.
00:02:07: Und die ersten zwanzig Songs waren alle Christmas-Songs.
00:02:11: Und ich war so, hey, was ladet ihr denn alle schon hoch ins Internet, wie ihr eure Geschenke verpackt?
00:02:16: Oder warum braucht ihr die ganze Zeit schon diese Christmas Musik?
00:02:20: Die Plätzchen
00:02:20: backen halt.
00:02:21: Weißt du, das gab es ja auch schon alles im Supermarkt.
00:02:23: Jetzt schon?
00:02:23: Ja, ich glaube, es ist eigentlich schon Zeit.
00:02:26: Ja, irgendwie ist es bei uns beiden anscheinend auch nicht so richtig angekommen.
00:02:29: Aber liebe Lavies, ihr könnt uns ja mal auf Instagram bei True Love Podcast verraten, ob ihr schon in Weihnachtströmung seid.
00:02:35: oder nicht.
00:02:36: Ich habe aber einen nicht so weihnachtlichen Dating-Fail dabei.
00:02:39: Und zwar von Trish, den hat sie uns geschickt.
00:02:41: Übrigens, wenn ihr Dating-Fails habt, mal so ein richtig peinliches Date gehabt habt, könnt ihr uns das auch bei Tool of Podcast senden.
00:02:47: Und die müssen auch nicht euren Namen nennen, wenn es so peinlich war.
00:02:51: Aber Trish hat gesagt, wir dürfen ihr Namen nennen.
00:02:54: Und zwar hat sie Folgendes geschrieben.
00:02:56: Dating-Fails.
00:03:02: Meine Freundin hatte heute das vierte Date mit einem super heißen Mann.
00:03:07: Sie verstanden sich super, sind mental total auf Augenhöhe und teilen viele Interessen.
00:03:13: Heute hat sie mit ihm geschlafen und es war perfekt, bis die beiden danach Deep Talk im Bett hatten und er erzählte, dass sein Vater ein Restaurant hat.
00:03:25: Also bisher sehe ich da irgendwie jetzt nicht einen Punkt, was da, also ich finde so eine Restaurant super geil.
00:03:30: Naja, aber dann schreibt sie, das Restaurant ... wo meine Freundin seit zwei Jahren Stammgast ist.
00:03:38: Das Restaurant, wo diese Freundin, also das Mädel, das gerade mit diesem jungen Typen im Bett war, der ihr erzählt hat, hey, mein Vater besitzt eine Restaurant.
00:03:48: Ja, die hat in diesem Restaurant mit dem Wirt eine wilde Affäre.
00:03:53: Also der Wirt ist der Vater.
00:03:54: Das bedeutet, sie hatte dann was mit dem Vater und dem Sohn, weil die waren thirty-sech und fünfzig.
00:04:00: Und sie hat anscheinend einen Typ Mann.
00:04:04: Sie mag nur diese Gene.
00:04:06: Sie ist so ... eure Gene sind die geilsten.
00:04:09: Mein Körper
00:04:09: will nur die.
00:04:10: Ich würd so gerne wissen, wie das Gespräch weiterverlaufen ist.
00:04:16: Das Restaurant?
00:04:17: Wirklich das Restaurant?
00:04:18: Und dann ... Ach, kennst du das?
00:04:20: Nee, nee, nee, nee, da war ich noch nie drin.
00:04:23: Alle, die gerade irgendwie denken, hey, ich kenn doch auch jemanden, der so eine Story mal erzählt hat.
00:04:29: Das ist Staffel zwei von White Lotus, Leute.
00:04:33: Also, falls ihr gerade irgendwas darin wiedererkennt, ein sehr interessanter Erzählstrang in der zweiten Staffel von White Lotus, wo auch sich ähnliche Leute aus der Familie ausgesucht wurden.
00:04:49: Und mit diesem wirklich romantischen Start, würde ich dann jetzt meine True Love Story übergehen.
00:04:56: Ich bin gespannt, für wen sich Trishs Freundin am Ende entschieden hat.
00:05:00: Das könnten wir vielleicht Trish noch mal zurückschicken, die Frage.
00:05:03: Falls sie sich dann doch mit dem Typen weitergedatet hat, wie dann das erste Familien-Zusammentreffen war, das erste Dinner.
00:05:10: Oh
00:05:10: mein Gott.
00:05:11: Ich sehe gerade eine ganze Netflix-Serie.
00:05:15: wie sich vor mir ausbreitet.
00:05:16: Ja, bevor wir uns zu sehr verlieren in dem Dating-Fall, gehen wir lieber zu der True-Love-Geschichte über.
00:05:22: Und darin, Lin, geht es ein bisschen um die Frage, was stellt eigentlich eine Beziehung mehr auf die Probe?
00:05:30: Sich ganz lange nicht zu sehen oder ganz lange ausschließlich die Partnerperson zu sehen?
00:05:38: Was denkst du?
00:05:40: Also ... Ich muss ja sagen, ich sehe meine Partnerperson relativ viel.
00:05:46: Und ich mag das auch sehr gerne.
00:05:48: Ich rede natürlich von dir, Leo, nicht von Chris.
00:05:52: Und ich würde sagen, das stellt es jetzt nicht so auf die Probe.
00:05:56: Wenn ich jetzt aber von allen Menschen ausgehe, habe ich das Gefühl, dass es wahrscheinlich eher schwierig ist, seinen Partner ganz, ganz viel zu sehen.
00:06:04: Also, vierundzwanzig Stunden am Tag.
00:06:06: Das will ich auch.
00:06:07: Für immer.
00:06:08: Ja, sorry, ich exakt mit meinem Partner.
00:06:11: Aber ich muss sagen, ich hab davon immer geträumt.
00:06:14: Ich fand das immer voll cool, dass man sich so viel sehen kann und irgendwie auch den gleichen Job macht.
00:06:19: Ich glaub aber, dass das nicht für alle was ist.
00:06:22: Das zeigt zum Beispiel auch eine Studie, die belegt eigentlich das, was du gerade gesagt hast, dass es dann doch etwas schwieriger ist, mit einer Person ganz viel aufeinander zu sein, hat sich nämlich im Corona-Lockdown gezeigt.
00:06:37: Im Juni, also nach dem ersten Corona-Lockdown, haben fünfmal so viele Paare angegeben, Überscheidung nachzudenken, wie im gleichen Zeitraum im Jahr zuvor.
00:06:50: Weil man natürlich sehr viel aufeinander war.
00:06:52: Ich glaube, es liegt aber auch daran, dass man von jetzt auf gleich extrem viel aufeinander war.
00:06:58: Und dass sich nicht so ein schleichender Prozess war, sondern wirklich so eh schon die extremen Situation.
00:07:03: Und es ist auch ganz wichtig, was man aus dieser Zeit dann auch macht, denn eine weitere Studie zeigt, dass Ende des Jahrhunderts, also nachdem das Trennungsjahr dann vorbei war, haben sich Null, sieben Prozent weniger Paare geschieden als im Jahr zuvor.
00:07:21: Das könnte man also jetzt irgendwie als Beweis dafür nehmen, dass entweder sich erst alle Paare am ersten Lockdown schon getrennt haben und dann sozusagen krass aussortiert wurde.
00:07:32: oder dass es wirklich darauf ankommt, was man aus dieser gemeinsamen Zeit macht, ob man sich in dieser Zeit gegenseitig unterstützt oder gegenseitig fertig macht.
00:07:42: Ich glaube, das ist halt wirklich so.
00:07:44: Also, wenn du auf so engem Raum zusammen bist, stellt das einfach eine Beziehung sehr auf die Probe und du merkst direkt, kann ich mit dieser Person wirklich in allen Lagen meines Lebens zusammen sein.
00:07:57: Und das war vielleicht eine... Ich würde jetzt nicht sagen, an der Corona-Zeit waren so viele gute Sachen, aber wenigstens hat das einmal gezeigt, wer passt vielleicht wirklich zu mir und wer eher nicht.
00:08:11: Mit wem will ich noch mit acht sich immer altersheim in einem kleinen Raum sein.
00:08:16: Und genau diese Frage kannst du dir auch heute während der Geschichte stellen, denn hier werden auch zwei Menschen auf ganz außergewöhnliche Art und Weise auf engem Raum sehr lange zusammen sein.
00:08:37: Vor Marilyn rollt sich das Meer aus wie ein dunkler Teppich.
00:08:41: Genauso wie der Sternenhimmel über ihr.
00:08:44: Erst bei Sonnenaufgang verfärbt er sich zart rosa.
00:08:48: Weit und breit ist keine Menschen Seele zu sehen.
00:08:52: Langsam beginnt Marilyn mit den Frühstücksvorbereitungen.
00:08:56: Sie setzt die Pfanne auf den Herd und weckt Maurice, ihr Mann.
00:09:01: Aber noch bevor es verführerisch nach gebratenem Speck riecht, passiert es.
00:09:07: Ein heftiger Ruck geht durch das ganze Boot.
00:09:11: Was ist das?
00:09:12: Maurice ist mit einem Schlag hellwach.
00:09:15: Dann ertönt ein grellender Schrei.
00:09:18: Marilyn denkt sich Maurice und springt aus dem Bett.
00:09:22: Als er sie unversehrt oben an Deck sieht, fällt ihm ein Stein vom Herzen.
00:09:27: Doch dann entdeckt er das Blut.
00:09:31: Überall Blut.
00:09:34: Aber nicht an Bord, sondern im Wasser.
00:09:38: Es ist ein Wahl, schreit Marilyn.
00:09:40: Er ist verletzt.
00:09:43: Jetzt versteht Maurice, warum das Boot gewackelt hat.
00:09:47: Sie sind mit einem Wahl zusammengestoßen.
00:09:49: Was?
00:09:50: Maurice schaut jetzt auf das Meer und er sieht einen riesigen Pottwahl und rote Schliere ziehen sich nach ihm.
00:09:58: Wir haben ihn verletzt, kreischt Marilyn.
00:10:01: Er hat uns verletzt, brüllt Maurice zurück und rennt unter Deck.
00:10:05: Denn bei so einem Blutbad muss der Wahl sie wirklich heftig gerammt haben.
00:10:11: Und dann sieht Maurice es.
00:10:13: Ein Lack.
00:10:14: So groß wie eine Akkentasche.
00:10:17: Direkt unter dem Meeresspiegel.
00:10:20: Maurice atmet tief durch.
00:10:21: Dann ergreift er das Kommando.
00:10:23: Ohne Panik, aber mit schnellen Bewegungen pumpten sie das einströmende Wasser ab.
00:10:28: Gleichzeitig stopfen sie alles, was sie haben, in dieses Loch.
00:10:32: Segeltuch, Kissen und Decken.
00:10:34: Aber nach einer guten halben Stunde müssen sie sich eingestehen, es bringt nichts.
00:10:39: Immer mehr Salzwasser quillt durch den Stoff.
00:10:42: Dagegen kommen sie mit der Lenzpumpe einfach nicht an.
00:10:45: Wenn sie überleben wollen, müssen sie jetzt das Schiff aufgeben.
00:10:50: In der wenigen Zeit, die ihn bleibt, werfen sie jetzt alles Nötige in zwei Segelsäcke.
00:10:56: Dann lassen sie die Rettungsinsel und ein Schlauchboot zu See und klettern vom sinkenden Schiff.
00:11:02: Wenige Minuten später verschlingt der Ozean ihren Lebenstraum wie ein hungriger Hei.
00:11:19: Und Lin, Marilyn hat in letzter Sekunde auch eine Kamera vom Boot gerettet.
00:11:25: Und damit macht sie jetzt ein Foto.
00:11:27: Und zwar ein Foto von dem Untergang ihres Schiffes.
00:11:32: Also von dem Untergang ihres Zuhause.
00:11:35: Also die beiden sind auf offener See und ihr Boot wurde von einem Wal.
00:11:41: zerstört und jetzt sind sie im Wasser und sie haben
00:11:44: nichts.
00:11:45: Sie sind halt nur auf dem Schlauchboot und haben da ein paar Konservendosen und dieses Foto existiert.
00:11:51: Das habe ich dir auch mitgebracht, dass sie letzte Sekunde gemacht hat.
00:11:55: Ich muss halt auch gerade, wenn ich dieses Foto sehe, dass wir euch natürlich auch nochmal bei Instagram hochladen, muss ich die ganze Zeit daran denken, dass im Moment es so viele Berichte darüber gibt, dass Orcas Schiffe versenken.
00:12:09: Aber das hat hier mit nichts zu tun, oder?
00:12:11: Das war wirklich ein Unfall mit dem Wahl.
00:12:14: Ja, sie machen sich gleich Gedanken, was passiert sein könnte.
00:12:16: Da kommen wir gleich zu.
00:12:18: Es hat jetzt nichts mit Orcas zu tun und es war ein Pottwahl.
00:12:21: Und es wirkte jetzt auch nicht wie ein gezielter Angriff vom Wahl, sondern wie entweder ein Unfall oder eben das, was sie später dann noch als Erklärung finden.
00:12:31: Und sind die wirklich mitten auf dem Meer?
00:12:33: Also, wie weit ist das nächste Land entfernt?
00:12:36: Ganz,
00:12:36: ganz weit.
00:12:37: Auch dazu komme ich gleich.
00:12:38: Sie sind mitten auf dem Pazifik.
00:12:42: Das ist das einzige, was... Ich kann dir schon mal sagen.
00:12:45: Was für ein Albtraum.
00:12:46: Es ist ein absoluter Albtraum.
00:12:48: Ich muss irgendwie sagen, irgendwas hast du mit Offen im Meer.
00:12:52: Und
00:12:52: du
00:12:53: hattest gestrandet sein.
00:12:55: Ja, falls ihr euch auch denkt, Leo hat doch schon mal diese Geschichte erzählt, wo Menschen auf offener See kenntan oder schiffröchig werden.
00:13:03: Zweimal eigentlich.
00:13:05: Also wir hatten doch auch gerade die Schwimmerin.
00:13:07: Da sind die doch auch in einem Schlauchboot übers Mittelmeer gekommen.
00:13:10: Gut, das ist eine bisschen andere Geschichte.
00:13:13: Aber ich sehe schon, ich glaube, das ist deine größte Angst oder deine größte Faszination?
00:13:17: Ich
00:13:17: muss sagen, ich bin wahnsinnig fasziniert von Geschichten von Welten um Seglern, die eh schon so krass mutig sind und so eine Reise antreten.
00:13:26: Etwas, was jetzt für mich, ich bin auch noch nie gesegelt, deswegen kann ich das auch gar nicht so nachempfinden.
00:13:32: Für mich wirkt das wirklich wie... So how to die.
00:13:37: Also ich kann nicht glauben, dass Menschen monatelang auf offener See unterwegs sind, nur in so einem kleinen Boot und nicht wissen, was unter ihnen ist und wirklich wochenlang auch in jede Himmelsrichtung niemand anderen sehen.
00:13:51: Das ist für mich irgendwie so eine krasse Ausnahmesituation, die mich eh schon fasziniert.
00:13:56: In diesem Fall müssen wir uns natürlich jetzt anschauen, wie Marilyn und ihr Mann Maurice mit der Situation umgehen.
00:14:03: Weil das einzige, was wirklich von ihrem Schiff übrig bleibt, du siehst es ja auf dem Foto, das ist gerade am sinken.
00:14:09: Also das Segel ist schon im Wasser, das Boot ist schon zur Hälfte eingesunken.
00:14:14: Und das einzige, was vom Boot wirklich über bleibt, nachdem es dann komplett untergegangen ist, sind so ein paar Konservendosen, die wieder zurück an die Oberfläche schwimmen.
00:14:25: und halt das, was sie davor auch schon aus Rettungsboot noch schleppen konnten.
00:14:30: Wortlos klaubt jetzt Marilyn die Konservendosen auf und legt sie zu den anderen Dingen, die sie gerettet hat.
00:14:37: Da ist einmal die Kamera, dann ein erster Hilfekoffer, Öljacken, Leuchtfackeln, ein paar Bücher, Wasserkanister, Essensvorräte und ihre Pässe.
00:14:51: Und was sie auch noch hätten konnten, ist ihren Nortical Almanac.
00:14:54: Also ein Buch, was sie zum Navigieren brauchen.
00:15:00: Das nennt sich Astronomisches Jahresbuch und zeigt dann irgendwie, wo die Planeten stehen, die Sonne, der Mond und die fünf hellen Planeten.
00:15:08: Und anhand dieser Planeten kann man navigieren auf offener See.
00:15:13: Also es ist ein Buch für die Astronavigation.
00:15:16: Und was sie auch noch sichern konnten, ist ein Sextand zum Navigieren.
00:15:21: Also sie können sich jetzt mit diesen beiden Werkzeugen schon lokalisieren.
00:15:26: Sie wissen, wo sie sind.
00:15:28: Das ist aber alles.
00:15:30: Ein Funkgerät haben sie nicht.
00:15:32: Hatten sie auch gar nicht mit an Bord.
00:15:35: Die beiden wollten nämlich ganz altmodisch segeln, ohne moderne Technik.
00:15:39: Und ganz altmodisch können sie jetzt auch keinen Notruf absetzen.
00:15:44: Also, ich verstehe ein bisschen so diesen Gedanken dahinter.
00:15:48: Aber ich denke so, segel doch ganz altmodisch, aber hab so ein kleines Sicherheitspunkterit dabei.
00:15:55: Du kannst das ja in so einer Kiste haben, das fasst du nie an.
00:15:59: Aber wenn jetzt so was wie jetzt passiert, wär das doch wirklich eine ganz tolle Sache.
00:16:03: Voll, also ich glaube auch für den Kopf ist es vielleicht irgendwie schön, keinen Kontakt zur Außenwelt zu haben.
00:16:08: Irgendwie auch, wenn man vielleicht ein Campingtrip macht in die Natur, kein Handy mitzunehmen und so.
00:16:14: Aber
00:16:14: wie du schon sagst, vielleicht so ein ganz unsexy Club-Handy, so irgendwie so ein ganz unsexy Funkgerät für solche Situationen.
00:16:22: Aber niemand weiß jetzt von ihrem Schicksal.
00:16:25: Und es wird jetzt Wochen dauern, bis überhaupt jemand bemerkt, dass sie wirklich vermisst werden.
00:16:32: Also, das muss erstmal jemand von zu Hause merken.
00:16:35: Und die gehen ja eh davon aus, dass die eine Weltumsegelung machen und eh nicht erreichbar sind.
00:16:41: Also, es könnte wirklich Monate dauern, bis jemand es verdächtig auffällig findet, dass sie sich nicht mehr gemeldet haben.
00:16:49: Die beiden hatten gerade nämlich vor, den Pacific zu überqueren.
00:16:53: Und da meldet man sich jetzt auch nicht alle paar Tage.
00:16:56: Es geht ja gar nicht.
00:16:58: Bei dem Gedanken, dass also niemand weiß, was gerade passiert ist, fängt Marilyn leise an zu weinen.
00:17:04: Maurice kann sie nicht hören.
00:17:07: Er sitzt im Schlauchboot, dass sie ebenfalls von ihrem Schiff retten konnten.
00:17:13: Und dieses Schlauchboot ist mit einem Seil mit der Rettungsinsel verbunden, auf der sie auch sind.
00:17:19: Also Marilyn sitzt in der Rettungsinsel und Maurice treibt nur knapp neben ihr auf dem Schlauchboot.
00:17:26: Keiner spricht jetzt ein Wort.
00:17:28: Es gibt einfach nichts zu sagen.
00:17:35: Gott, die sind wahrscheinlich auch so unter Schock, dass sie nicht so wirklich wissen, was sie tun sollen.
00:17:43: Ich denke dann immer, wenn ich in so einer Situation wäre, dass ich ganz viel versuchen würde und ganz hektisch wäre.
00:17:49: Aber man weiß ja tatsächlich auch wirklich nicht, wie man sich dann verhält.
00:17:53: Und ich kann mir echt vorstellen, dass ihr einfach auch so ein richtiger Schock einsetzt.
00:17:57: Ja, du hast mir auch ein Bild mitgebracht von der Situation.
00:18:01: Und es ist schon ... Richtig heftig, weil man sieht auch, wie hoch diese Wellen sind und wie stürmisch das Meer ist.
00:18:09: Man hat dieses sehr, sehr kleine Schlauchboot, wo irgendwie noch ein paar Sachen drauf gegettet wurden.
00:18:15: Und das war es.
00:18:17: Und es wirkt so winzig in diesem Meer, das so aufbrausend ist.
00:18:23: Ja, daneben ist halt die Rettungsinsel.
00:18:25: Also die sind dann jetzt verbunden per Schnur.
00:18:27: Sie verbinden das Schlauchboot und links daneben die Insel.
00:18:31: Die finde ich sieht so ein bisschen aus wie ein sehr, sehr großes Katzenkörbchen.
00:18:36: Also ich kenne das von meiner Katze.
00:18:39: von meinen Eltern.
00:18:40: Das ist so eine Runde, so eine Insel halt, so eine Runde Insel.
00:18:45: Und da drüber ist wie so ein Zeltdach und ein kleines Loch, durch das sie schlüpfen können, damit sie im Inneren auch mal vor der Sonne geschützt sind.
00:18:53: Also diese Rettungsinsel ist so was jetzt wie ihr Körbchen, wie ihr Bett, wo sie sich vor den ganz, ganz hohen Wellen schützen und vor der Raunatur und vor allem auch vor der Hitze und der Sonneinstrahlung tagsüber.
00:19:06: Mit diesen beiden Sachen, mit dem kleinen, winzigen Schlauchboot, auf dem ihre Sachen sind und dieser Rettungsinsel, müssen sie jetzt überleben.
00:19:15: Aber bevor wir uns damit beschäftigen, ob sie das hinkriegen, ob beide überleben, müssen wir uns erstmal damit beschäftigen, wer Marilyn und Maurice überhaupt sind.
00:19:27: Und damit beantworten wir die Frage, wie sind wir überhaupt hierhin gekommen?
00:19:31: Also aufs offene Meer.
00:19:34: Lin, wir haben ja jetzt schon mehrere Folgen gehabt, wo Menschen außergewöhnliche Reisen angetreten sind.
00:19:41: Und wir hatten ja auch schon mal eine Folge, wo wirklich auch zwei Menschen gemeinsam den Pacific überqueren wollten.
00:19:48: Hast du deswegen so ein bisschen so, wenn wir jetzt bei Mod of X wären, würde ich sagen Profiling für diese beiden Menschen im Kopf?
00:19:55: Also wie stellst du die beiden vor?
00:19:58: Ich denke natürlich erst mal, dass das abenteurer sind.
00:20:01: Also gerade, wenn man sagt, hey, Ich will das machen, ich will dieses Risiko eingehen und ich mach das dann aber auch noch ohne Funke geht, habe ich das Gefühl, dass das Leute sind, die gerne ans Limit gehen.
00:20:12: Ich habe das Gefühl, dass sie sehr sportlich sind, weil so ein Segeltrip ist ja wirklich unglaublich anstrengend.
00:20:19: Das unterschätzt man, glaube ich, sehr.
00:20:21: Und ja, ein gutes Team sind sie wahrscheinlich auch.
00:20:25: Okay, ganz spannend, weil ... Einiges stimmt davon und einiges ist sehr weit entfernt von dem, wie es ist.
00:20:32: Auf den ersten Blick sind nämlich Marilyn und Maurice nicht das, was man sich unter zwei Weltumsegler vorstellt.
00:20:40: Also sie wirken nicht wie typische Abenteurer oder wie Extremesportler oder Adrenalin-Junkies.
00:20:46: Sie sind, bevor sie sich dazu entschieden haben, das zu machen, einfach ein paar mit einem hübschen Rheinhaus, mit sicherem Einkommen, die ein gewöhnliches Vorstadtleben in England führen.
00:20:59: Aber auf den zweiten Blick ist ja vieles wie so oft ganz anders.
00:21:03: Kennengelernt haben sich die beiden zehn Jahre vor ihrem Schiffsbruch.
00:21:16: Es ist das Jahr nineteenhundertsechzig und wir sind in England.
00:21:21: England ist an diesem Jahr ein Land im Übergang.
00:21:25: Gefangen zwischen der Nachkriegsordnung, zwischen konservativen Werten und einer völlig neuen Bewegung.
00:21:32: Jungen Menschen lehnen sich gegen die alten Moralvorstellungen auf.
00:21:36: Die Beatles feiern in diesem Jahr in Liverpool und Hamburg ihre ersten Erfolge.
00:21:41: Genauso geht es auch Maurice Bailey.
00:21:45: Maurice ist neunundzwanzig Jahre alt und arbeitet als Schriftsetzer in einer Druckerei.
00:21:51: Also er macht das, was heute digitalen Zeitalter Mediengestalter übernehmen.
00:21:57: Wenn Maurice von seiner Arbeit durch sein Heimatort Derby, einer Kleinstadt nördlich von Birmingham läuft, ärgert er sich über alles hier.
00:22:06: Sein Blick wandert über die Backsteinhäuser der Arbeiter.
00:22:10: Leise flucht Maurice vor sich hin.
00:22:13: Derby ist so weltfremd, so kalt, zurückwärtsgewandt.
00:22:18: All das, was Maurice so gar nicht leiden kann.
00:22:22: Am liebsten würde er einfach abhauen, weit weg von hier.
00:22:26: Aber wie?
00:22:28: Er wünscht sich das auch die ganze Zeit.
00:22:30: irgendwie ein Abenteuer.
00:22:32: Aber er ist halt jeden Tag in der Druckerei, kommt nach Hause, unternimmt auch nicht so viel mit Freunden, ist so ein bisschen zurückgezogen.
00:22:39: Und man könnte auf den ersten Blick sagen, wirklich so ein bisschen langweilig.
00:22:44: Aber jetzt findet was ganz so gar nicht langweiliges statt.
00:22:47: Sein Kumpel Mike fragt ihn, ob er seinen Platz bei einem kleinen Autorennen in Derby übernehmen könnte.
00:22:53: Also eigentlich ist Mike für das Rennen mit einer Kollegin aus dem Finanzamt in Derby angemeldet.
00:23:00: Aber er muss jetzt kurzfristig absagen.
00:23:03: Und weil er das der Kollege nicht anschuhen möchte, die hat sich darauf schon so vorbereitet und total gefreut, fragt er jetzt Maurice, ob der seinen Platz übernimmt und mit der das Rennen fährt.
00:23:15: Eigentlich ist auch Maurice drauf und dran, abzulehnen.
00:23:18: Er kennt sich nämlich überhaupt nicht gut aus mit Autos.
00:23:21: Aber er will seinen Kumpel auch nicht enttäuschen.
00:23:24: Und außerdem hat er an diesem Wochenende auch wirklich nichts Besseres zu tun.
00:23:29: Also sagt er zu.
00:23:31: Am Sonntagmorgen steht er auf dem Marktplatz von Derby und bereut ziemlich schnell, seinem Kumpel diesen Gefallen getan zu haben.
00:23:40: Denn vor ihm hält plötzlich ein ziemlich teurer Wagen.
00:23:44: Und am Steuer sitzt eine junge Frau mit dunklen Haaren, die ihn lässig anlächelt.
00:23:51: Sie ist einundzwanzig Jahre alt, trägt ein blauen Poli und Jeans und lehnt sich jetzt rüber und öffnet die Beifahrertür.
00:23:59: Ich bin Marilyn, Max' Kollegen, stellt sie sich vor.
00:24:03: Maurice es überfordert.
00:24:05: Sie ist wunderschön, schießt es ihm durch den Kopf.
00:24:11: Beim Start des Renns geht direkt so ziemlich alles schief.
00:24:15: Während Marilyn energisch und mutig aufs Gaspedal tritt und dabei unentwegt redet, soll Maurice ihr den Weg erklären.
00:24:24: Aber er ist so hin und weg von dieser Frau, die
00:24:27: liebt.
00:24:28: Dass er die ganze Zeit, und da denke ich ein bisschen auch an dich, rechts und links verwechselt.
00:24:38: Ja, ich bin eine ganz, ganz schlechte Beifahrerin generell.
00:24:42: Aber das ist natürlich Leo, auch weil ich immer nur so fasziniert bin von dir.
00:24:48: Auch nach sechs Jahren, wo wir miteinander Auto fahren, denkst du dir, ich weiß nicht, wo rechts und links ist.
00:24:55: Also wenn du die Hand hinter mein Sitz packst zum Einparken, alles verloren.
00:25:02: Aber Gott sei Dank machen wir ja auch kein Auto Rennen zusammen.
00:25:04: Das machen die aber schon.
00:25:05: Deswegen ist es jetzt nicht so geil, dass er rechts und links verwechselt.
00:25:09: Und eine besonders gute Platzierung schaffen die beiden deswegen auch nicht.
00:25:15: Als Maurice dann am Ende zumindest Geld für das Benzin beisteuern will, findet er aber auch nur da lediglich ein paar Schillinge in seiner Tasche.
00:25:24: Das alles ist ihm so peinlich, dass er Marilyn ein paar Tage später eine Entschuldigungskarte und den größten Blumenstrauß, den er sich leisten kann, schickt.
00:25:35: Süß!
00:25:36: Aber ich glaube, es ist jetzt nicht nur, weil es ihm peinlich ist, sondern vielleicht auch, wann er sie kennenlernen will, oder?
00:25:41: Nee, das ist wirklich einfach, damit er seine Schulden begleicht.
00:25:46: Also er hofft jetzt wirklich, dass sie ihn sogar vergisst.
00:25:50: Er schämt sich nämlich im Grund und Boden und er hofft jetzt, dass sie seine Entschuldigung annimmt und wertschätzt und dass sie ihn und seine Peinlichkeit so schnell wie möglich vergisst.
00:26:02: Marilyn antwortet daraufhin auch mit ein paar sehr netten Zeilen und Maurice denkt sich, Puh, Gott sei Dank, damit ist die Sache endlich beendet.
00:26:13: Aber über die nächsten Tage hinweg geht ihm Marilyn einfach nicht aus dem Kopf.
00:26:24: Auf der Arbeit, beim Kochen, beim nach Hause laufen.
00:26:28: Die ganze Zeit muss er an ihren Mut denken, an ihre Lässigkeit und an ihr lächeln.
00:26:34: Maurice ist ein schüchterner Typ, der in seinem Leben in der Schule und von seinem Vater viel getriezt wurde.
00:26:42: Er ist deswegen auch sehr in sich gekehrt und man muss sagen, er struggled auch oft mit sich und mit seinem Umfeld.
00:26:50: Und das, was er jetzt macht, erfordert wirklich ... All seinen
00:26:54: Mut.
00:26:55: Er schreibt Marilyn ein Brief.
00:26:57: Und er fragt sie, ob sie mit ihm ausgehen möchte.
00:27:00: Süß, dass er ihr auch ein Brief
00:27:01: schreibt.
00:27:02: Mhm.
00:27:03: Okay, aber das ist auch ... Das klingt immer super süß, aber es war halt ... Das war halt die sechziger Jahre.
00:27:07: Ja, okay.
00:27:09: Es ist
00:27:09: so ... Eigentlich schreibt er eine WhatsApp in der heutigen Zeit.
00:27:13: Maurice schreibt aber diesen Brief und seine Hände zittern, als er ihn einwirft.
00:27:18: Kurz darauf klingelt sein Telefon auf der Arbeit.
00:27:21: Und am anderen Ende hört Maurice ihre Stimme.
00:27:25: Marilyn.
00:27:26: Maurice ist komplett überrumpelt.
00:27:28: Sie ruft ihn einfach auf der Arbeit an?
00:27:31: Er findet das ganz schön mutig und ganz schön cool.
00:27:35: Denn er hatte irgendwie gedacht, dass sie vielleicht per Brief ihm zurück schreibt, aber sie macht direkt etwas, was er sich gar nicht getraut hätte.
00:27:43: Sie kommt ihm einen Schritt zuvor und fragt ihn jetzt am Telefon gerade heraus nach diesem Date, das er vorgeschlagen hat.
00:27:51: Die beiden gehen in ein chinesisches Restaurant.
00:27:53: Sie trinken Wein und gehen anschließend ins Theater.
00:27:58: Maurice bringt sie danach nach Hause.
00:28:00: Lächelnd lädt Marilyn ihn nach oben ein.
00:28:03: Sie müssen nur leise sein, waren sie.
00:28:06: Ihre Eltern schlafen schon.
00:28:08: Oh, die wurden auch bei ihren Eltern?
00:28:10: Ja, sie wohnt noch zu Hause, weil ihre Eltern sehr konservativ sind, genauso wie der Rest von Nordengland, Anfang der sechziger Jahre.
00:28:17: Und ja, für ihre Eltern steht fest, sie darf erst ausziehen, wenn sie ein Mann halt unverheiratet ist.
00:28:23: Und so müssen sich die beiden jetzt nach oben in ihr Zimmer schleichen.
00:28:27: Dort unterhalten sie sich jetzt stundenlang im Flüsterton.
00:28:32: Marilyn erzählt ihm über ihre Jugend auf dem Mädchengemnasium.
00:28:36: Über ihre Ausbildung zur Lehrerin und über ihre Arbeit auf dem Finanzamt.
00:28:42: Davon, dass ihre Eltern sie versuchen zu überreden, auf Tanzabende zu gehen, um einen Freund zu finden.
00:28:48: Aber Marilyn will das nicht.
00:28:50: Sie will viel lieber in der Natur sein, statt auf der Suche nach einem Ehemann.
00:28:55: Da denk ich übrigens so krass an Plutscheten immer, sobald Eltern
00:28:59: sie sind.
00:29:00: Geh doch tanzen, um einen Mann zu finden.
00:29:04: Ja.
00:29:05: heutzutage ist so, geht auch swipen, melde ich doch mal eine App an.
00:29:11: Also das frag ich mich, ob das Eltern teilweise so ihren Kindern raten, dass diese sind.
00:29:16: Hast du mal online Dating versucht, dieses Tinder?
00:29:20: Das hat die Barbara neulich genutzt und hat dann ganz nett
00:29:23: lernen kennengelernt.
00:29:25: Ja, so in zehn Jahren oder sowas.
00:29:26: Ich glaube irgendwann ist das ja einfach die gängigste Art, jemanden kennenzulernen.
00:29:31: Früher war das halt.
00:29:32: auf einem Ball oder auf einem Tanzabend, so wie bei Marilyn, aber heutzutage ist das anders.
00:29:38: Meine Eltern waren eher immer so, die hatten es immer abgesehen auf die Söhne von ihren Freunden.
00:29:45: Das war mal so, aber der Janik ist schon ganz netter, ne?
00:29:50: Seit wie sein der immer zum Frühstück vorbeikommen?
00:29:53: Ja, da haben wir ja schon mal drüber geredet in einer Schulerfolge, da bin ich ganz happy, dass das bei mir nicht gemacht wurde.
00:30:00: Ich will auch gar nicht, dass meine Eltern darüber nachdenken, dass ich ein Lebewesen bin, das daten würde und dementsprechend auch solche Sachen machen würde.
00:30:10: Das ist ganz fern von mir.
00:30:11: Falls
00:30:12: es aus deine Mutter hört.
00:30:13: Babys werden vom Storch gebracht, falls das irgendwann mal der Fall sein sollte.
00:30:16: Ja,
00:30:16: absolut.
00:30:17: Also das mach ich einfach alles nicht.
00:30:20: Aber jetzt hat Marilyn auf ihre Art und Weise bei einem Autorenn vielleicht doch jemand Spannendes gefunden.
00:30:26: Der Himmel ist immer noch dunkel.
00:30:29: Die Straßenmenschen leer, als Maurice und Marilyn sich aus dem Haus zurück in ihren Wagen stehlen.
00:30:35: Auf der Rückbank schlafen sie zum ersten Mal miteinander.
00:30:39: Und als die ersten Sonnenstrahlen durchbrechen, fangen sie aus der Stadt heraus.
00:30:44: Hand in Hand laufen sie in das hohe Gras, ihre Füße nass vom Tau.
00:30:56: Lin, wie du dir denken kannst, ist Maurice sofort hals über Kopf in diese selbstbewusste Frau verlegt.
00:31:05: Kuss darauf, schreibt er nämlich in sein Tagebuch.
00:31:09: Ich brauche jemanden wie Marilyn in meinem Leben, der kompensierte, was mir an Zuversicht vorher fehlte.
00:31:16: Okay, warum fehlte ihm so viel Zuversicht?
00:31:19: Naja,
00:31:19: ich habe dir ja schon erzählt, dass er es ziemlich schwer hatte.
00:31:22: in der Schule.
00:31:23: Also da hat er sich oft als Außenseiter gefühlt und ziemlich einsam auch gefühlt danach, nach der Schule.
00:31:30: Und auch zu Hause ging es dann aber so weiter.
00:31:33: Er wurde zum Beispiel auch von seinem Vater geschlagen und hat einfach nie so richtig gelernt, auch über Gefühle zu reden.
00:31:42: Hat auch nie so richtig gelernt, dass er wichtig ist, wertvoll ist.
00:31:48: Und das führt dazu, dass er später auch er in sich gekehrt ist.
00:31:53: Also er macht nicht so viel mit Freunden, er ist einfach sehr viel alleine, er ist sehr einsam, er ist auch ein Dauersingel und
00:32:02: macht
00:32:02: zwar manchmal so Ausflüge und so, dass schon, also er ist schon so ein Abenteurer, aber er lässt jetzt niemanden so wirklich an sich ran.
00:32:12: Er fragt sich jetzt lange, warum Marilyn auch ihn ausgewählt hat, denn er ist sich sicher, Marilyn, die kann viele andere haben.
00:32:22: Und er ist bestimmt auch nicht ihr einziger Liebhaber, denkt er.
00:32:27: Und ich würde sagen, das ist auch ein gutes Stichwort, denn wir machen jetzt mal einen kleinen Wechsel und schauen uns mal an, was Marilyn eigentlich denkt, also wie es ihr eigentlich geht.
00:32:37: Und da kann man sagen, kann Maurice ganz schön beruhigt sein.
00:32:42: Auch Marilyn hat ziemlich schnell nur noch Augen für Maurice.
00:32:46: In ihm sieht sie das, wonach sie sich sehnt, wonach sie ihr Leben lang sucht, nämlich
00:32:52: Freiheit
00:32:53: und den weiten Horizont.
00:32:55: Maurice ist viel unterwegs in der Natur, zum Beispiel Wandern.
00:32:59: Und hierhin nimmt er Marilyn jetzt mit.
00:33:02: Mit ihm geht sie tagelang wandern und segeln.
00:33:06: Er fragt sie auch, ob sie mit ihm Flugzeug fliegen möchte, das kann er nämlich auch, aber davor hat Marilyn noch Angst.
00:33:13: Fliegen findet sie unheimlich.
00:33:16: Aber alles andere an Maurice leben, liebt sie.
00:33:19: Und sie will genau das.
00:33:21: Sie will genau so leben wie er.
00:33:24: Die beiden werden jetzt so ein richtiges Abenteurerpärchen.
00:33:27: Ich weiß nicht, also, ich kenne auch so ein paar Leute in meinem Umfeld, die ich da jetzt sehr wiedererkenne.
00:33:32: Ja, ich ja eindeutig nicht.
00:33:35: Nee, und ich erkenne mich selbst als auch nicht.
00:33:37: Ich wünschte, ich wär ein bisschen mehr so.
00:33:39: Aber gerade auch so in der Zeit, wo wir noch in München gewohnt haben, lernt man ja schon viele Leute kennen, die so jedes Wochenende morgens um fünf Uhr aufstehen, damit sie bei Sonnenaufgang auf einem Berggipfel stehen und irgendwie auf eine See gucken können.
00:33:54: Und genauso ist es jetzt auch bei Maurice und Marilyn.
00:33:57: Zu Ostern zum Beispiel gehen sie bei eisigen Temperaturen campen, sie besteigen Gipfel und Maurice wählt immer schwerere Routen für sie aus.
00:34:06: Als sie den Ben Nevis besteigen, weigert sich Marilyn aufzugeben, obwohl Wind und Nebel ihn die Sicht nehmen.
00:34:15: Hand in Hand flüchten sie dann vor dem aufkommenden Sturm und müssen die ganze Nacht lang die Zeltstangen festhalten, damit ihnen ihr Schlafplatz nicht um die Ohren fliegt.
00:34:25: Als Maurice irgendwann ihre Eltern das erste Mal kennenlernt und die Eltern nach Hause fährt, braust er mit über Hundertsechzig keinem Haar über die Straße.
00:34:34: Marylands Eltern schweigend missbilligend auf der Rückbank.
00:34:38: Aber Maryland lächelt.
00:34:39: Wie sehr sie das Rebellieren doch liebt.
00:34:42: Ich lieb aber, dass die Eltern einfach da schweigend sitzen.
00:34:44: Und nicht... Also meine Mutter könnte niemals dort schweigend sitzen, die wäre so... Kristoffa!
00:34:51: Fährst gefälligst nicht so schnell.
00:34:53: Ja, es gibt ja so unterschiedliche, finde ich.
00:34:56: Elterntypen.
00:34:57: Und irgendwie passt das sehr zu denen, dass die so ein bisschen spießig da sitzen und sich so angucken und so die Lippen so schürzen, weißt du?
00:35:05: Also in meiner Vorstellung haben die auch die Hände so ganz in ihrem Schoß gefaltet und sind so, machen immer nur so leichte Geräusche.
00:35:17: Im Sommer dann mieten sie ein Segelschiff.
00:35:19: Und Maurice bringt Marilyn jetzt alles bei, was er selbst über das Segeln weiß.
00:35:25: Während ihn der Wind durch die Kleidung fährt, sieht Maurice die Zukunft klar vor ihm.
00:35:31: Marilyn, er und die große weite Welt.
00:35:40: Oh, wie schön.
00:35:41: Also da haben sie schon ihre gemeinsame Liebe für Segeln entdeckt.
00:35:45: Komplett.
00:35:46: Und auch füreinander.
00:35:48: Denn, um in Freiheit leben zu können, Entscheiden die beiden sich sehr schnell für einen Schritt, der für viele Frauen jahrelang genau das Gegenteil versprach, nämlich für die Ehe.
00:36:01: Denn sie wissen, unverheiratet wird Marilyn nie das Leben führen können, das sie sich wünscht.
00:36:08: Marilyn wird erst von zu Hause ausziehen dürfen, wenn sie verheiratet ist.
00:36:12: Ja, das ist so absurd, weil es ist ja wirklich, eigentlich hat man früher lange gedacht, die ihr ... Schränkt ein R ein, aber für sie bedeutet das ja dann wirklich, sie kann ausziehen, sie ist nicht mehr abhängig von ihren Eltern, sie kann endlich ihr eigenes Leben führen.
00:36:27: Auch wenn es natürlich eigentlich absurd ist, dass es dafür eine Heirat braucht.
00:36:31: Ja, also Marilyn weiß einfach, ihre Eltern, ihre Familie, die ist ja engstirnig, aber Maurice ist es nicht.
00:36:38: Und das ist das Wichtigste für sie.
00:36:40: Und deshalb zögert Marilyn keine Sekunde, als sie auf ihre Hand anhält.
00:36:45: Sie sagt ja.
00:36:46: Er ist ihr Abenteuer, ihre Freiheit, ihre große Liebe.
00:36:51: Am einundzwanzigsten Dezember nineteenhundertsechzig geben sich die beiden das Jahrwort.
00:36:56: Aber nicht in der Kirche.
00:36:58: Eine religiöse Trauung wollte Maurice nicht.
00:37:00: Sie heiraten auf dem Standesamt von Derby, nur wenige Meter von Marktplatz entfernt, auf den sie sich kennengelernt haben.
00:37:08: Nach der Hochzeit ziehen sie in einen Bungalow aus Rotem Backstein in einer Wohnsiedlung.
00:37:14: Marilyn kümmert sich um den Garten.
00:37:16: Von Maurice Gehalt legen sie so viel wie möglich für ein eigenes Segelboot zur Seite.
00:37:22: Die beiden sind glücklich.
00:37:24: Aber Maurice schreibt über diese Zeit, wir wussten mit derselben Sicherheit, mit der Newton seine Gravitationstheorie vertrat, dass unser komfortables, ob schon Mondenes Leben uns nicht ewig zufrieden stellen würde.
00:37:39: Drei Jahre nach ihrer Hochzeit, im November nineteenhundertsechsundsechzig, starrt Marilyn auf die Regentropfen, die die Fenster herunterrin.
00:37:48: Angenommen, wir würden unser Haus verkaufen, ein Segelboot kaufen und einfach dort leben, sagt sie.
00:37:55: Und Maurice denkt nach.
00:38:02: Lin, was denkst du, antwortet Maurice ihr auf diesen spontanen oder auch nicht ganz so spontanen Gedanken?
00:38:09: Ja,
00:38:09: also ... Ich jetzt erst mal von mir aus.
00:38:12: Ich würde nein sagen.
00:38:14: Und ich hab das Gefühl, so eine Frage kommt auch öfter in Beziehung auf.
00:38:18: Also es ist ja so eine kleine träumerische Frage eigentlich.
00:38:20: Was wäre, wenn wir alles verkaufen und nur noch in die Welt reisen?
00:38:25: Was wäre, wenn ich jetzt mein Job hinschmeißen würde und wir kaufen einen alten Bauernhof?
00:38:30: Keine Ahnung.
00:38:30: Beziehungsauslad.
00:38:31: Genau,
00:38:32: es gibt ja so oft solche Sachen.
00:38:34: Aber
00:38:34: wir haben ja schon festgestellt, ich bin nicht wie Maurice.
00:38:39: Ich bin nicht so abenteuerlustig und deswegen denke ich, sagt er ja.
00:38:44: Ja, also Maurice ist sich erst unsicher.
00:38:47: Aber je länger er über die Idee nachdenkt, desto besser gefällt sie ihm.
00:38:52: England verlassen und niemals zurückkehren?
00:38:55: Sonst good to him!
00:38:57: Die nächsten Wochen über planen die beiden jetzt diese wahnsinnige Idee.
00:39:01: Also ihre Reise.
00:39:03: Also quasi ihre Nichtendenreise für immer.
00:39:06: Neuseeland soll erst mal ihre neue Heimat werden.
00:39:10: Und die Reise dorthin das Abenteuer ihres Lebens.
00:39:14: Sie wollen in England lossegeln und verschiedene Orte bereisen.
00:39:18: Spanien, dann die kanarischen Inseln, dann die Karibik, dann der Panama-Kanal, die Galapagos-Inseln, Fitschi und dann Neuseeland.
00:39:27: Um nicht in die schlimmsten tropischen Stürme zu gelangen, müssen sie im Sommer aufbrechen, um die Passat-Winde zu ihrem Vorteil zu nutzen, die sie über den Atlantik tragen werden.
00:39:38: Mitte November würden sie dann in der Karibik eintreffen und im neuen Jahr weiter segeln.
00:39:43: Im darauffolgenden Herbst würden sie dann ihr Ziel Neuseeland erreichen.
00:39:48: Und damit ist es beschlossen.
00:39:50: Sie brechen ihr Leben ab und starten ein ganz neues.
00:39:55: Und sie meinen es wirklich ernst.
00:39:58: Das wird jetzt schnell klar.
00:40:00: Maurice, zieht ihr zur nächsten eine Stadt am Meer in England, um den Bau ihres Bootes zu überwachen.
00:40:06: Marilyn bleibt in Derby und kümmert sich um den Verkauf ihres Hab und Guts.
00:40:11: Für das Boot geben sie alles, was sie haben her.
00:40:14: Vier Jahre lang warten sie jetzt darauf, denn so lange dauert es, bis der Bau beendet ist.
00:40:20: Das finde ich nämlich auch aus Krasse daran.
00:40:23: Ich glaub, viele entscheiden so was Krasses und sind dann so, aber dann auch morgen.
00:40:27: Und nächsten Monat will ich schon auf einer Insel sein.
00:40:30: Und überstürzen das halt dann sehr, weil der Impuls eventuell sonst wieder weg ist.
00:40:34: Und die gedulden sich vier Jahre, bis sie damit endlich lossegeln können.
00:40:39: Ich find vor allem auch so krass, weil jeder, der irgendwie auch ein Auto hat, weiß ja, dass so Fortbewegungsmittel ganz schnell auch ganz schön teuer werden können, auch nachdem man sie's schon hat.
00:40:51: Also, da kann ja oft was kaputtgehen und so.
00:40:54: Und dass man halt wirklich sagt, okay, ich pack all mein Geld in ein Schiff.
00:41:00: Schon beeindruckend.
00:41:01: Es ist sehr, sehr mutig.
00:41:03: Es ist
00:41:04: super mutig.
00:41:05: Und ja, der Mut zahlt sich aus.
00:41:07: Nach vier Jahren dann haben sie ihr Neues zu Hause.
00:41:10: Frisch lackiert und strahlend.
00:41:12: Und sie taufen ihr neues Baby auf den Namen Aura-Lin.
00:41:17: Also Aura... Also Auer, wie in Maurice und Lin, wie in Marilyn.
00:41:25: In diesem Schiff fließen jetzt ihre Träume zusammen und verschmelzen ihren Namen zu einem.
00:41:35: Am frühen Morgen des achtundzwanzigsten Juni, neunzehntzehntzeig, besteigen sie die Aura Lin.
00:41:42: Die Möwen kreischen über ihn, als Maurice die letzte Festmacherleine löst.
00:41:47: Bald schon erreicht die Aura Lin die Meerenghe The Solent, dann durchqueren sie die Lime
00:41:53: Bay
00:41:53: und bald schon werfen sie einen letzten Blick auf England.
00:41:57: Ihr altes Leben liegt jetzt weit weg von ihnen und zieht mit jeder Welle, mit jeder Böhr weiter weg.
00:42:05: Ihr neues Leben liegt vor ihnen.
00:42:08: Sie sind frei.
00:42:11: Lin, ich habe dir von diesen aufregenden Tagen auch mal zwei Fotos mitgebracht.
00:42:17: Da siehst du die beiden am Hafen stehen und auch einmal, wie Maurice auf ihrer Aura Lin auf ihrem Schiff arbeitet.
00:42:27: Ein ganz lustig war.
00:42:27: auf dem einen Bild, sehen die beiden einfach sehr aus, als wäre ihn sehr kalt.
00:42:32: Und
00:42:34: sie fahren... Ist ja auch noch Englern, ne?
00:42:35: Genau,
00:42:35: sie fahren ja jetzt aber in die Sonne, oder?
00:42:38: Also man sieht den so richtig an, dass sie eigentlich raus aus dem kalten Englern wollen.
00:42:43: Ich find's irgendwie so krass, weil sie tragen ja auch noch so ein bisschen, sag ich mal, vornehmendere Kleidung.
00:42:47: Also beide haben so'n schwarzen Pulli oder so'n Sacko an und auch so'n weißen Kragen.
00:42:52: Obwohl
00:42:53: Leo?
00:42:54: Ich glaube, da bist du noch nicht lang genug im Norden, weil das ist eigentlich ein richtiges Hamburger-Outfit, was sie da anhaben.
00:43:02: Also das ist schon, glaub ich, so, ja, so'ne schicke Seegekleidung, dass du so'n Hemd anhast und darüber halt so'n Woll-Pulli.
00:43:12: Ich finde einfach lustig, dass die komplett matchen.
00:43:14: Ja, irgendwie dachte ich jetzt gerade, in meinem Kopf sehe ich da so Multifunktionskleidung und so Regenhüte und so, weil die ja auch noch in England lossegeln.
00:43:24: Aber ja, sie erreichen dann recht schnell die in Nebel gehüllte Küste Spaniens, nehme ich schon nach fünf Tagen.
00:43:31: Und jetzt geht das Leben so richtig los auf See.
00:43:35: In Galizien knüpfen sie neue Freundschaften und richten Dinner auf der Auralin aus.
00:43:40: Auf Madeira erkunden sie Pinienwälder, Berge und Wasserfälle.
00:43:45: Hier geraten sie auch in ihren ersten Sturm.
00:43:47: Noch nie haben sie so ein Regen gesehen.
00:43:50: Sie bleiben die ganze Nacht wach, am nächsten Nachmittag segeln sie dann in Richtung kanarische Inseln.
00:43:57: Auf La Palma essen sie ihr letztes Abendmahl auf festem Land, bevor sie sich von den Passatwinden zu Karibik tragen lassen.
00:44:05: Vierundzwanzig Tage lang ablicken sie nur Wasser um sich.
00:44:09: Der Atlantik.
00:44:10: Sie frühstücken gemeinsam, dann stehen Reparaturen an.
00:44:15: Segel flicken oder Sediment aus dem Tank kratzen.
00:44:18: Nachmittags ruhen sie sich aus und spielen Schach.
00:44:22: Nach Sonnenuntergang kochen sie und essen gemeinsam.
00:44:25: Das klingt so traumhaft.
00:44:27: Es klingt halt wie Urlaub nur das ganze Jahr.
00:44:30: Ich find's aber auch steigrazy, dass sie so wissen, was zu tun ist.
00:44:32: Also so Sediment aus dem Tank kratzen, während man grad so auf dem Atlantik ist.
00:44:38: irgendwie Wahnsinn, dass die dann sofort so ein Extrem gehen und davor einfach halt auf dem Festland gewohnt haben und jetzt auf dem Meer.
00:44:46: Aber sie erleben halt immer wieder was Schönes.
00:44:49: Barbados erreichen sie in der Morgendämmerung und ablicken die von Palmen gesäumten Sandstrände.
00:44:55: Hier feiern sie ausgelassen mit neuen Freunden.
00:44:58: Marilyn trinkt zu viel Puren rum und bald steht Weihnachten vor der Tür.
00:45:03: An heilig Abend geht Maurice morgens schneucheln.
00:45:06: Und abends sind sie auf dem Lichterketten behangenem Boot ihrer Freunde zum Weihnachtsdinner eingeladen.
00:45:12: In Panama streiten sie sich so sehr, weil Maurice weniger feministische Ansichten als Maryland vertritt, das kurz alles auseinanderzubrechen
00:45:21: droht.
00:45:23: Dann wird Maurice krank und die beiden beschließen, dass sie zusammenhalten müssen, um die vor ihnen liegende Pazifik-Übergferung zu schaffen.
00:45:31: Anfang März wollen sie die Galapagos-Inseln erreichen.
00:45:35: Doch dann... Passiert am frühen Morgen des vierten März etwas, dass diesem Plan durchkreuzt.
00:45:41: Jeden Plan durchkreuzt, auch den zu überleben.
00:45:46: Vor ihn Augen versinkt die Aura Lin immer weiter im Wasser.
00:45:51: Dann
00:45:52: ist sie ganz verschwunden.
00:45:54: Auf dem Meeresgrund liegen rund drei Millionen Schiffswracks.
00:45:59: Nun ist die Aura Lin eins davon.
00:46:03: Wow.
00:46:04: Das ist so heftig, weil die haben ja wirklich ihr ganzes Geld, alles in dieses Boot geschickt.
00:46:10: Ich weiß, darum geht es im Moment nicht.
00:46:11: Im Moment geht es wahrscheinlich einfach nur darum, zu überleben.
00:46:14: Aber da versingt halt alles, was du hast.
00:46:17: Ja, absolut.
00:46:18: Und wir sind jetzt wieder in unsere Anfangsszene angekommen.
00:46:21: Maurice sitzt auf dem Beiboot.
00:46:24: Marilyn auf der Rettungsinsel.
00:46:26: Nebeneinander treiben sich jetzt über das offene Wasser.
00:46:30: Marilyn spürt, dass Gewissensbisse Maurice zerfressen.
00:46:34: Sie weiß, was er denkt.
00:46:36: Er war der Kapitän.
00:46:38: Er hätte das verhindern müssen.
00:46:40: Sie bittet ihn jetzt, neben sie zu kommen.
00:46:43: Gemeinsam setzen sie jetzt unter dem Dach der Rettungsinsel.
00:46:47: Zumindest sind sie hier vor Sonnenbrand geschützt.
00:46:51: Marilyn beobachtet Maurice, der abwesend auf das Wasser start.
00:46:56: Sie kennt diesen Blick, wenn er die Augen zusammengneift und den Sonnenstand abschätzt.
00:47:02: Irgendeine Berechnung rattet da bestimmt in seinem Hinterkopf.
00:47:06: Und damit hat sie recht, aber nicht
00:47:09: ganz.
00:47:10: Denn eigentlich denkt Maurice, dass die beiden verloren sind.
00:47:15: Dass sie keine Chance haben, auf der kleinen Rettungsinsel zu überleben.
00:47:19: Ohne Funkgerät und ohne Motor.
00:47:22: Aber das sagt er seiner Frau nicht.
00:47:25: Stattdessen will er sie motivieren, weiterzumachen und unterbreitet ihr jetzt sein Plan.
00:47:30: Er schlägt vor, dass sie gegen den Wind anruhnen.
00:47:34: Denn die Winde treiben sie nach Norden.
00:47:37: Und Lin, vielleicht kannst du parallel mal direkt die Karte öffnen und die Galapagos-Inseln dort eingeben.
00:47:44: Oder ihr schaut mal bei TikTok oder Instagram bei uns vorbei, weil da posten wir euch auch noch mal die Karte und die Position der beiden am vierten März, als das Boot gesunken ist.
00:47:54: Denn ihr seht, dass sie nördlich von den Galapagos-Inseln sind.
00:47:58: Aber die Strömung könnte sie davon wegtreiben.
00:48:01: Sie müssen aber eigentlich nach Süden kommen.
00:48:04: Und ohne Motor ist es eigentlich unmöglich.
00:48:08: Sie kommen gar nicht mehr zur Insel, weil so viel können sie auch nicht rudern.
00:48:13: Sie haben zwar so Paddel dabei, aber so viel können sie nicht machen.
00:48:17: Maurice hat aber jetzt einen Plan.
00:48:19: Er weiß, sie müssen nach Süden.
00:48:21: Und er weiß, es kommt irgendwann eine Strömung, die sie von dort zu den Inseln tragen könnte.
00:48:27: Und wenn sie jetzt sehr, sehr stark rudern, dann kann es sein, dass sie diese Strömung abfangen und nicht verpassen.
00:48:35: Und das würde sie retten.
00:48:37: Wenn sie die Strömung aber verpassen würden, kommt danach sehr, sehr lange erst mal gar nichts mehr.
00:48:45: Kein Land.
00:48:47: Dann treiben sie auf den offenen Pazifik und sind ab dem Moment wochenlang dort dem Ozean ausgesetzt.
00:48:55: Oder monatelange eigentlich.
00:48:57: Also Ruder haben sie anscheinend noch, oder?
00:48:59: Also damit wollen sie ja die Strömung erreichen.
00:49:03: Genau.
00:49:03: Sie haben ein Ruder, aber auch das ist eigentlich absurd zu glauben, dass das funktioniert.
00:49:10: Sie haben ein Ruder im Beiboot und Maurice errechnet jetzt mit dem Kompass und dem Sextant, dass sie ungefähr vierhundert Meilen nördlich von Ecuador sich gerade befinden und dreihundert Meilen östlich der Galapagos Inseln sind.
00:49:25: Also umgerechnet in Kilometern, um euch das ein bisschen vorzustellen, das sind Seemeilen und in Kilometer umgerechnet müsste man das mal eins Komma acht rechnen.
00:49:34: Also sie haben wirklich noch sehr viel vor sich.
00:49:38: um bis zu den Galapagos Inseln zu kommen.
00:49:40: Maurice rechnet aus, wenn sie täglich zehn Seemeilen in Richtung Süden schaffen, dann könnten sie den breiten Grad der Insel erreichen und über die Strömung könnten sie es schaffen, bevor ihnen die Vorräte komplett ausgehen.
00:49:56: Sie müssen dafür aber nachts rudern, weil tagsüber ist es bei der Hitze einfach nicht zu schaffen.
00:50:02: Denn das andere Wichtige, was sie beachten müssen, ist, dass sie körperlich nicht völlig erschöpft sind und einfach kollabieren würden.
00:50:11: Das ist ja das, was auf keinen Fall passieren darf, weil die haben jetzt auch keine medizinische Versorgung bei sich.
00:50:17: Und so geben die beiden jetzt nächtelang alles, bis sie nicht mehr können.
00:50:22: Irgendwann sind sie so erschöpft, dass sie in der Zeit doppelt so viel von ihrem knappen Wasser vor Retten trinken.
00:50:29: Nach der vierten Nacht merken sie, so geht es nicht.
00:50:34: Sie können ihre Kräfte und Vorräte nicht so aufs Spiel setzen.
00:50:38: Maurice bestimmt jetzt ihren Standort erneut.
00:50:42: Und tatsächlich, sie haben ihre Position ein bisschen verbessert.
00:50:46: Aber
00:50:47: ihre Kursänderung ist nicht stark genug, um rechtzeitig auf die Galapagos-Inseln zu treffen.
00:50:53: Und jede weitere Qual verschwendet nur wertvolles Trinkwasser.
00:50:58: Also geben sie ihren Plan auf.
00:51:02: Die Stimmung auf der Rettungsinsel ist jetzt ziemlich gedrückt.
00:51:05: Tage und Nächte lang haben sie sich abgerackert.
00:51:09: Für nichts.
00:51:10: Dafür, dass sie jetzt ein paar Meter weiter südlich treiben.
00:51:14: Aber dann hält sich Marylands Gesicht auf.
00:51:18: Vielleicht musste es so kommen.
00:51:19: Vielleicht sollten sie jetzt genau heute hier sein.
00:51:22: Vielleicht hält das Schicksal exakt auf diesem breiten Grad eine unvorhergesehene Rettung für sie bereit.
00:51:30: Und nur ein paar Tage später sieht es dann doch so aus, als ob Marilyn recht hat.
00:51:36: Ihr achter Tag auf Sebricht an.
00:51:38: Die angenehme Morgenkühle streicht ihr übers Gesicht, als sie es sieht.
00:51:43: Ein Schiff.
00:51:45: Und es ist nicht weit weg, vielleicht nur so eine Meile.
00:51:48: Marilyns Herz schlägt schneller.
00:51:51: Aufgeregt ruft sie Maurice.
00:51:53: Sie müssen die Besatzung auf sich aufmerksam machen.
00:51:57: Zügig holt Maurice die Leuchtraketen aus dem Inneren der Rettungsinsel.
00:52:00: Mit zitternden Händen zünden sie die erste Rakete an.
00:52:04: Und dann passiert nichts.
00:52:07: Sie explodiert einfach nicht.
00:52:09: Ein Blindgänger.
00:52:11: Hastig zünden sie noch eine.
00:52:14: Die sprüht jetzt ein Leuchtsignal in die Luft, wie es sich gehört.
00:52:18: Aber das Schiff rührt sich nicht.
00:52:20: Also zünden sie noch eine.
00:52:23: Aber das Schiff hält auch nach der dritten Rakete unbeeindruckt seinen Kurs.
00:52:28: Noch ein allerletzter Versuch.
00:52:31: Zusammen mit ihrer ganzen Hoffnung verpufft auch die letzte Leuchtrakete.
00:52:37: Das Schiff fährt weiter.
00:52:39: Es wird sie nicht retten.
00:52:41: Marylands Augen sind so voller Traurigkeit, dass es Maurice unter die Haut geht.
00:52:47: Noch nie hat er die Enttäuschung von jemandem anderen so direkt gespürt.
00:52:54: Aber Maryland bleibt nicht lange in der Trauer stecken.
00:52:57: Sie rettet sich in Strukturen.
00:52:59: Sie entwickelt jetzt zum Beispiel einen Essensplan, mit dem sie minutiös festlegt, was sie wann essen.
00:53:06: Wenn sich jeden Morgen vier Kekse mit Margarine und mittags eine Handvoll Nüsse essen, sich abends eine Konserve teilen und manchmal eine Dattel, dann wird ihr Vorrat zwanzig Tage lang reichen.
00:53:19: Das beruhigt die beiden.
00:53:20: Aber nicht nur das.
00:53:22: Auch das Mindestmaß an Hygiene, das sie durchhalten.
00:53:26: Waschen, Zähne putzen, Haare kämmen.
00:53:29: Und Lin, falls du dich gefragt hast, wie sie auch gewisse andere eher unhygienische Dinge auf so engen Raum erledigen.
00:53:37: Ja,
00:53:38: es gibt auf dem Schlauchboot eine Keksbox, die entleeren sie.
00:53:43: Und wenn sie mal müssen, gehen sie mit der Keksbox auf das andere, also auf die Rettungsinsel.
00:53:49: Dann ist er mit der Keksbox alleine und nutzt sie dafür.
00:53:54: Und danach spülen sie die immer im Ozean aus.
00:53:57: Ah, okay.
00:53:58: Ich hätte gedacht, man geht einfach ans Meer.
00:54:00: Aber vielleicht ist das auch zu gefährlich, natürlich auf offener See.
00:54:04: Ja, und
00:54:05: ich glaube, so nachts unterkühlt man halt dann wahrscheinlich auch schnell.
00:54:09: Ah ja, ja klar, das ist natürlich auch die Gefahr, habe ich gar nicht dran gedacht.
00:54:12: Also voll gut, dass sie da so Strukturen entwickelt haben, weil das kann ich mir wirklich gut vorstellen, dass das einem hilft und so ein bisschen fasten.
00:54:23: Alter, kannst du nicht sagen, aber ein Gefühl von Normalität wieder schafft und dass ein ... davon abhält, Panik zu kriegen.
00:54:30: Wer Panik zu kriegen, ist das Schlimmste, was passieren kann.
00:54:33: Komplett.
00:54:34: Und das, was es auch bei den beiden jetzt auslöst, ist so ein tiefes Gefühl von Verbundenheit.
00:54:42: Also, falls die beiden vorher ein Paar waren, das nicht gemeinsam zum Beispiel ins Badezimmer geht, jetzt ... können sie das gar nicht mehr voreinander verheimlichen.
00:54:50: Und das bringt sie auf eine Art auch so ein bisschen näher aneinander.
00:54:54: Sie haben jetzt einfach buchstäblich keine Geheimnisse mehr voreinander.
00:54:59: Ja, ich glaube, das ist dann auch auf einmal halt wirklich das kleinste Problem, das du hast.
00:55:04: Komplett.
00:55:05: Die einzigen kleinen Momente an Privatsphäre, die sie noch haben, sind ihre Notizen.
00:55:12: Maurice führt ein exaktes Lockbuch, in dem er Wetter, Wind und wichtige Ereignisse festhält.
00:55:18: Marilyn schreibt währenddessen eine Art Tagebuch oder lange Briefe an ihre Freunde in Derby.
00:55:24: Das sind übrigens auch die Materialien, mit denen wir diese Folge auch gestalten konnten.
00:55:30: Ah, okay.
00:55:32: Je länger sie einsamen ihrer Rettungsinsel unterwegs sind, desto existenzieller wird das Schreiben für beide.
00:55:39: Indem sie ihre Gedanken festhalten, beweisen sie sich, dass da noch was anderes ist.
00:55:45: Und die beiden entwickeln mit jedem verstreichen Tag ein tieferes Bewusstsein für die Lebenswelt der Tiere.
00:55:51: Zum Beispiel auch für den Wahl, der sie gerammt hat.
00:55:55: Ist ihr wirklich zufällig genau unter ihrem Boot aufgetaucht?
00:56:00: Und hat er sich bei der Begegnung dann wirklich so schwer verletzt?
00:56:05: Maurice und Marilyn bezweifeln das mittlerweile.
00:56:08: Sie glauben nicht mehr, dass ihr Boot einen großen Pottwahl töten könnte.
00:56:12: Wahrscheinlicher ist, dass er von Wahlfängern attackiert wurde.
00:56:17: Sie erinnern sich an das leuchtende Schiff aus der Nacht vor dem Unfall.
00:56:21: Vielleicht haben dessen Grelle Scheinwerfer ja einen Wahlgesucht, den die Besatzung verletzt und dann verloren hat.
00:56:28: Das waren keine einfachen Fischer, sondern Wahlfänger.
00:56:32: Möglicherweise hat der Pottwahl ihre Aura Linn dann später mit dem anderen Schiff verwechselt.
00:56:38: Und er wollte sich rächen.
00:56:39: Oder er hat nach Hilfe gesucht.
00:56:46: Aber
00:56:53: das war ja mit dem Wahl auch keine Absicht.
00:56:56: Also das hatte ja nicht.
00:56:57: Das war ja ein Unfall.
00:57:08: Ihre Konserven reichen ja nur für zwanzig Tage und die sind bald um.
00:57:14: Die sind schon so lange auf hoher See, das ist ja unglaublich.
00:57:17: Ich hätte vor allem auch Angst, dass das Wasser ausgeht.
00:57:20: Ja,
00:57:20: das ist auch ein ganz großer Punkt.
00:57:22: Also beim Wasser ist es so, dass sie da auch richtig Panik vorhaben.
00:57:26: Und das passiert auch, dass die Tanks irgendwann leer gehen.
00:57:29: Aber sie fangen dann an, Regenwasser abzufangen.
00:57:32: Und versuchen das auch dann halt nicht mit Salzwasser verunreinigen zu lassen und trinken ganz viel Regenwasser.
00:57:38: Sonst würden die auch nicht überleben.
00:57:40: Und beim Fischen ist es jetzt so, dass sie mit Hilfe selbstgebauter
00:57:44: Haken,
00:57:45: Milchfische, Doraden und Drückerfische aus dem Wasser ziehen können.
00:57:49: Und so können sie sich zumindest von diesen Fischen ernähren.
00:57:53: Doch obwohl jetzt zumindest die Sorge nach Nahrung geklärt ist und etwas weniger auf ihn lastet, merkt Marilyn wie Maurice immer passiver wird und wie Tag um Tag vergeht.
00:58:07: Die beiden sind jetzt schon über.
00:58:09: einen Monat auf dem Pazifik unterwegs.
00:58:12: Ich find das so unglaublich, weil da merkt man auch immer wieder, wie groß das Meer ist.
00:58:16: Weil ganz naiv, denk ich erst mal, wenn du einen Monat auf dem Meer unterwegs bist, musstest du doch irgendwann jemanden treffen.
00:58:22: Aber nein, das Meer ist so groß, dass das halt nicht passiert.
00:58:26: Also in diesem Monat haben sie einen Schiff in der Ferne gesehen, das war's.
00:58:31: Und sie treiben jetzt gerade, das wissen sie nicht, immer weiter auf dem Pazifik raus.
00:58:37: Also die Chance, dass da noch ein Boot herfährt, ist unglaublich gering.
00:58:42: Und man braucht ja auch schon mit Segel und Motor über einen Monat, um den Pacific zu überqueren.
00:58:47: Die beiden haben ja gar nichts.
00:58:49: Sie treiben einfach nur.
00:58:51: Von einer Rettung sind die beiden weiter denn je entfernt.
00:58:54: Mit der Zeit sichten sie auch noch andere Schiffe, aber diese Schiffe sehen sie nicht.
00:59:00: Und sie haben ja auch ... Ihre Vorritte aufgebraucht, auch was zum Beispiel die Lichtraketen angeht und so können sie auch noch nicht mehr aus der Ferne auf sich aufmerksam machen.
00:59:09: Und Maurice wird deswegen immer trauriger, immer apathischer, passiver.
00:59:15: Er scheint den Glauben daran, dass sie es schaffen können, gänzlich verloren zu haben.
00:59:21: Er lässt sein Kopf fängen, ist nachdenklich und voller Selbstzweifel.
00:59:25: Marilyn will irgendetwas tun, damit er seinen früheren Tatendrang zurückgewinnt.
00:59:31: Und Lin, du kennst ja diese Situation der beiden jetzt auch ganz gut aus unterschiedlichen Folgen von True Love, wo Menschen ja in verhängnisvollen Situationen sind.
00:59:40: Was würdest du sagen, kann jetzt helfen, um nicht komplett den Verstand zu verlieren?
00:59:44: Oh,
00:59:45: okay.
00:59:46: Ja, also eine Sache haben wir ja schon besprochen.
00:59:49: Tatsächlich Struktur?
00:59:51: Ja.
00:59:53: Witze?
00:59:57: Einfach richtig viele Fritzchenwitze ausdenken.
01:00:00: Ja, so ganz viele schlechte Witze.
01:00:03: Ja, aber es geht in die richtige Richtung.
01:00:05: Also, Ausdenken und Kreativität und Geschichten ist jetzt das Stichwort.
01:00:11: Denn die beiden konnten glücklicherweise auch Bücher auf ihre Rettungsinsel retten.
01:00:17: Und daraus lesen sie sich jetzt gegenseitig vor.
01:00:20: Und sie fangen an, so ein Literaturclub zu gründen, halt zu zweit.
01:00:24: Sie fangen jetzt an, jede Zeile jedes Wort zu besprechen und analysieren und diskutieren die Handlung und die verschiedenen Stilmitte.
01:00:33: Ja, das hilft natürlich riesig.
01:00:35: Also wenn du dich irgendwie ablenken kannst, das ist das Beste, was passieren
01:00:39: kann.
01:00:40: Und sie erzählen die Geschichten aus Büchern nach, die sie früher gelesen haben.
01:00:44: Diese Gespräche sind so belebend für die beiden, dass Marilyn sie Moralbooster nennt.
01:00:51: Sie helfen ihn, buchstäblich den Kopf über Wasser zu halten.
01:00:56: Wenn ihnen die Geschichten ausgehen, hat Marilyn andere Ideen, sich und ihren Ehemann beschäftigt
01:01:01: zu halten.
01:01:03: Aus dem Papier ihrer Notizbücher bastelt sie ein Kartenset.
01:01:07: Ein halben Tag lang zeichnet sie mit einem Bleistift Herzen, Karros, Pieck und Kreuzer auf das Papier.
01:01:13: Und dann fangen die beiden an zu spielen.
01:01:16: Und Marilyns Plan funktioniert.
01:01:19: Maurice blüht auf.
01:01:20: Doch sein Zustand verschlechtert sich nach weiteren Wochen ohne Rettung wieder.
01:01:26: Und wieder grübelt Marilyn, was sie machen kann, um ihren Mann Hoffnung zu schenken.
01:01:31: Hoffnung, dass sie gerettet werden, dass sie überleben.
01:01:34: Und dass es ein Leben
01:01:35: danach
01:01:36: gibt.
01:01:37: Also träumen sie zusammen.
01:01:39: Von ihrem Leben, dass sie führen werden, sobald sie wieder festen Boden unter den Füßen haben.
01:01:45: Maurice erzählt, dass er sich dann doch wünscht, zurück nach England zu kehren.
01:01:50: Auf offener See träumt er davon, ein Haus mit Marilyn zu beziehen, ein Garten anzulegen.
01:01:56: Marilyn schnaubt.
01:01:57: Sie vermutet Maurice glaubt, dass sie nach dieser Katastrophe nie wieder ein Segelboot betreten will.
01:02:03: Aber das ist gar nicht so.
01:02:05: Nicht so Marilyn.
01:02:06: Marilyn malt sich schon seit Tagen ihr nächstes Schiff
01:02:09: aus.
01:02:11: Sie sieht es genau vor sich.
01:02:13: Die beiden werden es schaffen.
01:02:14: Sie werden zurück in England ein neues Boot bauen und dann werden sie wieder in See stechen und neue Abenteuer erleben.
01:02:24: Boah, das finde ich beeindruckend, dass sie sich selbst in dieser Situation noch vorstellt, dass sie wieder ein neues Schiff bauen will und wieder in See stechen will.
01:02:33: Man könnte jetzt vermuten, dass sie sagt, ich will nie wieder aufs Meer gehen.
01:02:37: Aber sie scheint ja überhaupt nicht... Die Liebe zu mehr verloren zu haben, obwohl das gerade ihr Gefängnis ist.
01:02:45: Richtig beeindruckend und auch sehr überraschend.
01:02:48: Ich hätte gedacht, dass das mehr sie von nun an eher traumatisiert und sie damit nichts mehr zu tun haben möchte.
01:02:54: Maurice gefällt Marilyns Vorstellung, er lächelt.
01:02:58: Gemeinsam skizzieren sie das neue Boot in ihren Notizbüchern.
01:03:02: Maurice berechnet die Masse und plant die Inneneinrichtung.
01:03:06: Marilyn schreibt Listen, was sie alles für das neue Boot brauchen würden.
01:03:10: Und sie überlegen sich ein Menü für ihren ersten Abend auf diesem Boot.
01:03:15: Vorspeise, Melone.
01:03:17: Hauptgang, Schweinsbraten, Yorkshire Pudding, Kartoffelbrei, Blumenkohl, Käsesauce, Pilze, Röstzwiebeln, wirklich alles.
01:03:25: Ich glaube, sie hatten wirklich sehr viel Hunger, als sie das geschrieben haben, verständlicherweise.
01:03:30: Ja.
01:03:31: Nachgang, Schokopudding, Abschluss, Käse und Gebäck.
01:03:36: Und danach, Kaffee und Minstrops.
01:03:39: Oh, ein gutes Menü, würde ich sagen.
01:03:43: Ja, also sogar ich, die nicht hungrend auf hoher See auf einem Rettungsboot treibt, bekommen richtig Bock auf dieses Menü.
01:03:53: Ja.
01:03:54: Und die beiden versuchen auch, in dieser Zeit aufeinander aufzupassen.
01:03:58: Marilyn fragt Maurice zum Beispiel, wie sehe ich aus?
01:04:01: Und Maurice sagt immer noch schön und lächelt.
01:04:05: Marilyn glaubt ihm nicht.
01:04:06: Sie zieht die Augenbraue hoch.
01:04:09: Du bist sehr abgemagert.
01:04:10: Rückt Maurice heraus.
01:04:11: Du musst auf dich aufpassen.
01:04:13: Und das tut Marilyn.
01:04:15: Sie passt auf sich auf.
01:04:17: Sie vernachlässigt sich nicht.
01:04:19: Jeden Tag kämmt sie sich mit einem dünnen Kamm durch ihre länger und verfilzt werdenden Haare.
01:04:24: Das finde ich ein bisschen lustig, weil ich glaube, das hat er nicht gemeint.
01:04:28: Ich glaube, er meinte eher, pass auf dich auf, dass du nicht zu dünn wirst.
01:04:31: Und dass es dir noch gut geht.
01:04:33: Und ich kenn deine Haare.
01:04:35: Aber ich verstehe, dass es hilft.
01:04:38: dass man so ein bisschen, es ist ja auch eine Form von Alltag bewahren, dass man sich noch so ein bisschen um sich kümmert und sich nicht so komplett gehen lässt, obwohl man in so einer Situation
01:04:52: ist.
01:04:52: Ja, und sie weiß selber auch, dass es natürlich viel einfacher wäre, wenn sie sich die Haare komplett abschneiden würde.
01:04:57: Dann hat sie damit ja auch keine Arbeit.
01:05:00: Aber das fühlt sie für sie an nach Aufgeben.
01:05:04: Also, diese Geste will sie sich einfach ... Nichts erlauben, ihre Haare bleiben dran, entscheidet Marilyn.
01:05:12: Denn egal, wie erbärmlich es ihrem Körper geht, ihr Geist muss jetzt stark bleiben.
01:05:18: Und so lernen sich die beiden in dieser Zeit noch mal ganz neu kennen.
01:05:23: Ich hab dir vorhin schon erzählt, es gab ja auch so eine kleine Krise kurz bevor das passiert ist, also wenige Wochen zuvor, wo sie ja auch Diskussionen geführt haben über feministische Werte und sie sich gar nicht mehr so sicher waren, ob sie dann noch richtig zusammenpassen.
01:05:39: Aber sie fangen jetzt an, dass sie anders diskutieren.
01:05:43: Nach jedem Streit, und natürlich gibt es auch davon welche, sie sind ja auch in der absoluten Ausnahmesituation, fangen sie jetzt an, danach ... ausführlich zu analysieren, was passiert ist, was dahinter liegt, dass man so reagiert und so miteinander ist.
01:05:59: Und sie fangen an, sich mehr zu entschuldigen.
01:06:02: Das Krasse ist ja, sie können nicht anders, ne?
01:06:04: Also, normalerweise geht man vielleicht nach dem Streit weg, sagt, ich will nicht mit dir gehen, ich brauche jetzt kurz Zeit für mich.
01:06:10: Das haben die da
01:06:11: nicht.
01:06:12: Ja, und sie wachsen jetzt wirklich zu einer felsenfesten Einheit zusammen.
01:06:16: Marilyn glaubt, dass auch dieses Zusammenwachsen Teil ihrer Aufgabe hier draußen ist.
01:06:23: Ein Privileg, dass sie normalen Paaren voraus haben, also sie sieht das jetzt wirklich als was Positives, denn sagt sie zwischen Arbeit, Haushalt und Kindern bleibt dafür normalerweise wenig Zeit übrig.
01:06:36: Und das können sie jetzt halt auf offener See erledigen.
01:06:40: Einer von beiden notiert später, wir sind gestorben und wiedergeboren, zutiefst aufeinander eingestimmt.
01:06:48: und voller Respekt für unsere Gefühle und Meinungen.
01:06:52: Sie wissen, wenn Sie das hier zusammen schaffen, dann schaffen Sie danach alles.
01:06:59: In einer finsteren Nacht sitzt Maurice mal wieder auf dem Schlauchboot und schaut ins unendliche Schwarz, das ihn von allen Seiten umgibt.
01:07:09: Er fühlt sich wie der einzige Mensch im Universum.
01:07:13: So verloren, dass er sich plötzlich nach Verbundenheit sehnt.
01:07:17: Ganz
01:07:18: ungewöhnlich für ihn, denkt er.
01:07:21: Zum ersten Mal durchfährt ihn der Gedanke, dass er ein besserer Mensch werden will.
01:07:27: Nicht, dass er ein schlechter Mensch ist.
01:07:29: Aber er ist streng mit sich.
01:07:31: Er weiß, er ist nicht der beste Freund und beste Partner, der er sein kann.
01:07:37: Ab jetzt will er mehr zuhören.
01:07:39: Nicht so verschlossen sein.
01:07:41: Toleranter und freundlicher sein.
01:07:43: Vor allem Maryland gegenüber.
01:07:46: Aber das finde ich auch so krass, weil die wissen nicht mehr, ob sie die nächsten Tage überleben.
01:07:52: Und er fängt so an, jetzt zu überlegen, wie er sein Leben besser machen will.
01:07:57: Das finde ich voll schön, weil es gibt bestimmt auch total Hoffnung, dann sogar schon Sachen zu beschließen, die man im Leben wieder anders machen will.
01:08:06: Komplett.
01:08:07: Ich glaube eh, das richtig krasse Ausnahmesituation.
01:08:10: Das hört man ja auch von Menschen, die Krankheit überlebt haben.
01:08:14: dass diese Ausnahmesituation einem zeigen, was wirklich wichtig ist im Leben.
01:08:18: Und man sich nicht ablenken lässt von, ja, Zielen, die irgendwie der Gesellschaft existieren und man sich dem anpasst.
01:08:26: Und so hat sich auch Maurice in dieser Nacht etwas Neues vorgenommen.
01:08:30: Zielos treiben die beiden über den offenen Ozean, Tag für Tag, Woche um Woche.
01:08:36: Jeden Tag kreuzen sie in dem kleinen Taschenkalender das Datum ab, damit sie wissen, wie lange sie schon schiffbrüchig sind.
01:08:44: Und Lin, ich find das so heftig, mittlerweile treiben sie einfach seit über drei Monaten auf dem offenen Meer.
01:08:55: Sie sind auf dem Pazifik rausgezogen worden, also weg vom Festland und egal wie viele Kreuze sie machen, ihrer Rettung kommen sie einfach nicht näher.
01:09:06: Der Horizont bleibt leer.
01:09:08: Das ist wirklich so unglaublich.
01:09:10: Man denkt ja, dass man dann irgendwann gefunden wird, aber nichts.
01:09:13: Nichts.
01:09:14: Weder ein Schiff, noch Land ist in irgendeiner Richtung in Sicht.
01:09:20: Immer wieder reden Marilyn und Maurice von dem russischen Tanker, der sie irgendwann mal retten wird.
01:09:26: Manchmal sagt Marilyn direkt nach dem Aufstehen, heute ist ein guter Schifftag.
01:09:31: Ihre Stimme ist dann so voller Zuversicht, dass der Tag gerettet ist.
01:09:36: Egal, ob am Ende ein Schiff kommt oder nicht.
01:09:40: Und Lin, es kommt tatsächlich auch Schiffe.
01:09:44: Mehrmals können sie in der Ferne etwas erkennen und sie tun jetzt immer alles, um Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
01:09:50: Sie schreien, sie springen, sie winken mit den Armen über dem Kopf.
01:09:54: Sie haben halt auch keine Leuchtraketen oder so was.
01:09:57: Nee,
01:09:57: und sie dürfen auch nicht zu viel machen, weil wenn es zu kräftig sehrend wirnt, dann verausgaben sie sich und das könnte ihr Todesurteil sein.
01:10:07: Vollkommen erschöpft und verzweifelt sinken sie dann auf der Rettungsinsel zusammen, wenn der Schiff wieder nicht kehrt macht, nicht näher kommt und sie nicht an Bord zieht.
01:10:17: Keuchend liegen sie dann auf dem Boden und schweigen.
01:10:21: Und in diesen Momenten verliert selbst Marilyn die Hoffnung.
01:10:25: dass sie es schaffen können.
01:10:27: Mittlerweile ist jetzt Mai.
01:10:30: Das Wetter verändert sich in dieser neuen Jahreszeit.
01:10:33: Es regnet mehr, ihre Kleidung ist kaum noch funktionsfähig vom Salzwasser.
01:10:38: Die Salzkristalle, die sich daran festgesetzt haben, kratzen ihre aufgeschwemmte Haut auf.
01:10:44: Alles ist ständig feucht und kalt.
01:10:47: Unter diesen Umständen fangen sich die beiden eine Lungenentzündung ein.
01:10:52: Marilyn erholt sich recht schnell wieder.
01:10:55: Aber Maurice Zustand bessert sich nicht.
01:10:57: Im Gegenteil.
01:10:59: Eines Morgens wacht er auf und kann sein Arm nicht mehr bewegen.
01:11:03: Er kann nicht aufstehen.
01:11:06: So sehr er sich auch zusammenreist und Marilyn gegenüber stark sein will, er hat einfach keine Kraft mehr.
01:11:13: Marilyn hat riesige Angst und weiß nicht wie sie ihm helfen soll.
01:11:18: Ein paar Tage später beginnt Maurice sogar Blut zu spucken.
01:11:23: Und trotzdem wissen die beiden noch nicht, die schlimmste Zeit,
01:11:27: die
01:11:28: liegt noch vor ihnen.
01:11:30: Denn am fünften Juni, fast ein Monat später, notiert Marilyn in ihrem Tagebuch die Notiz, der schlimmste Tag.
01:11:41: Es schüttet schlimmer als je zuvor.
01:11:49: Ständig müssen die beiden Wasser aufwischen und von der Rettungsinsel kippen.
01:11:53: Seit Wochen hat keiner von ihnen richtig geschlafen.
01:11:57: Alles wackelt und wirklich ausstrecken kann man sich nicht.
01:12:00: Mittlerweile ist auch eine Luftkammer platt und man spürt jeden Fisch, der gegen das Gummi schwimmt.
01:12:07: Und als ob das alles nicht genug wäre, fiegen heute die kältesten und heftigsten Böen über sie hinweg.
01:12:15: Die Wellen sind so hoch, dass sie die Rettungsinsel umschließen.
01:12:19: Kein Licht fällt mehr durch das kleine Ausguckfenster.
01:12:23: In es ist düster.
01:12:25: Marilyn kauert neben Maurice und zittert vor Kälte und Angst.
01:12:31: Sie schließt die Augen und versucht sich vorzustellen, dass das alles nur ein harmloser Campingtrip ist.
01:12:37: Dann spürt sie, wie sich Maurice neben ihr bewegt.
01:12:41: Er räuspert sich und sagt, wir müssen was essen, ich gehe fischen.
01:12:47: Dann schlüpft er aus dem Inneren in den strömenden Regen.
01:12:52: Marilyn stockt der Atem.
01:12:54: Egal wie groß ihr Hunger ist,
01:12:56: das
01:12:56: ist keine gute Idee.
01:12:58: Ja, und er ist doch auch eigentlich super krank.
01:13:00: Also,
01:13:01: das
01:13:01: klingt wirklich nach der schlechtesten Idee, dass er jetzt ins Meer geht.
01:13:05: Ja,
01:13:06: also es ist wirklich lebensgefährlich, da draußen jetzt zu angeln.
01:13:09: Er ist in keiner guten körperlichen Verfassung, aber er weiß auch, wenn die nicht zu essen bekommen, werden sie beide sterben.
01:13:17: Marilyn versucht ihn irgendwie zurückzurufen.
01:13:20: Sie streckt jetzt ihren Kopf heraus, sie schreit seinen Namen, aber er reagiert nicht.
01:13:25: Durch die Regentropfen kann sie kaum etwas sehen.
01:13:28: Doch dann erkennt sie eine Riesenwelle, die das Beiboot mit Maurice erfasst.
01:13:35: Marilyn und die Rettungsinsel werden durchgeschüttelt, aber sie bleibt über Wasser.
01:13:40: Doch das Beiboot und Maurice werden von der Welle unter Wasser gedrückt.
01:13:46: Es dauert endlose Sekunden, bis es wieder in die Oberfläche kommt.
01:13:51: Dann sieht sie, das Boot ist leer.
01:13:55: Wo ist Maurice?
01:13:57: Panisch schaut sich Marilyn um.
01:13:59: Sie hofft, dass sie ihn übersieht, dass Maurice irgendwo zusammengekrümmt liegt im Boot.
01:14:04: Aber auch,
01:14:05: als sie ihre Augen gegen den Regen abschirmt, kann sie ihn nicht sehen.
01:14:09: Er ist weg.
01:14:11: Eine Kälte, tausendmal eisiger als der Sturm, zieht in ihr auf.
01:14:16: Maurice ist weg und sie ist allein, allein auf dem Pazifik.
01:14:23: Ohne Maurice hat sie kein Grund mehr stark zu sein.
01:14:27: Für ihn hat sie immer an der Hoffnung festgehalten.
01:14:30: Sie war für ihn so stark, ihn wollte sie aufrichten und hat sich dadurch selbst hochgehalten.
01:14:37: Ohne ihn ergibt das alles keinen Sinn mehr.
01:14:42: Und dann, gerade als sie sich vor der Welle verkriechen will, tocht er
01:14:46: auf.
01:14:48: Oh, ein Glück.
01:14:49: Ich war so, ich kann nicht noch ein Fall
01:14:51: erleben,
01:14:52: wo jetzt eine auf vor sie stirbt.
01:14:55: Aber er muss noch gerettet werden.
01:14:57: Merlin stürzt jetzt nach vorne, streckt ihre Hand nach ihm aus und mit Kräften, von denen sie selbst nicht weiß, woher sie kommen, hieft sie ihn in die Rettungsinsel zurück.
01:15:08: Er ist da, neben ihr und erlebt.
01:15:12: Sie spürt sein rasendes Herz neben ihr.
01:15:16: Nach diesem... Ja, Zitat, schlimmsten Tag sind die heftigen Stürme vorbei.
01:15:22: Maurice und Marilyn haben sie überlebt.
01:15:25: Mittlerweile, Lillen, sind sie überwundertage seit der Kollision mit dem Wahl auf dem Meer unterwegs.
01:15:34: Manche würden angesichts zu einer langen Zeit wahrscheinlich verzweifeln, aber nicht Marilyn.
01:15:40: Sie feiert stattdessen, was sie geschafft
01:15:42: haben.
01:15:43: Und sie erklärt den hundertsten Tag kurze Hand zum Festtag.
01:15:48: Ich find's so schön, was sie für eine Lebensfreude noch beibehält.
01:15:53: Ich glaube
01:15:54: tatsächlich, das war auch der Weg, warum die noch so lange überlebt haben.
01:16:00: Weil ich glaub, wenn die beiden sich etwas mehr aufgegeben hätten und nicht so gekämpft hätten, wären sie schon eher an Schwäche gestorben.
01:16:11: Und genauso wie Marilyn weiß auch jemand anderes, wie man es schafft, in einer extremen Situation trotzdem Hoffnung zu haben und die Verbindung zueinander nicht aufzugeben, wie Beziehungen Stress-Tests überstehen können und was in extremen Situationen hilft, zusammen stark zu bleiben.
01:16:27: Das erklärt uns jetzt Frankas Hiroshi.
01:16:31: Franka ist Psychotherapeutin und Host des Podcasts Psychologie To Go.
01:16:35: Also, wenn Paare in so eine extreme Situation kommen, Dann ist das wie, als würde so ein
01:16:42: Brennglas
01:16:43: auf die Beziehung gehen.
01:16:45: Beziehung unter der Lupe sozusagen.
01:16:46: Und dieses Brennglas kann entweder dafür sorgen, dass es das Paar noch mehr zusammenschweißt
01:16:51: oder es kann
01:16:52: sozusagen der Funke sein, der die Partnerschaft.
01:16:56: zum
01:16:56: Explodieren bringt.
01:16:57: Das haben viele Paare, glaube ich, auch während der Pandemie und während Corona so erlebt.
01:17:02: Und
01:17:02: was Marilyn und Maurice aber auf jeden Fall, glaube ich, gut gemacht haben,
01:17:07: ist,
01:17:07: dass die als Paar sozusagen dyadisch gearbeitet haben.
01:17:12: Also sie scheinen die Fähigkeit zu haben,
01:17:14: dass wenn der
01:17:15: eine sich ein bisschen zurückfallen lässt, der andere das auffängt.
01:17:19: Und dass sie ihren Stress nicht gegeneinander verarbeitet haben, sondern miteinander.
01:17:24: Und dass sie die ganze Zeit Wir sind ein Team
01:17:27: und wir stehen
01:17:28: das durch.
01:17:29: Es geht darum, dass man nicht ich denkt, sondern wir, gerade in so einer überlebenswichtigen Situation.
01:17:36: Gerade in solchen schwierigen Momenten zeigt sich einmal mehr, dass Liebe nicht
01:17:40: nur so ein Gefühl
01:17:41: ist, sondern auch mit Verhalten zu tun
01:17:44: hat und mit
01:17:46: Haltung.
01:17:48: Ich glaube, das haben die beiden ganz gut gezeigt.
01:17:50: Also, wenn man sich gegenseitig schafft, zu regulieren, auszubalancieren, wenn man sich gegenseitig vertraut und wenn man vielleicht selbst den katastrophalen Ereignisten noch einen Sinn abbringen kann,
01:18:01: dann
01:18:02: kann diese Beziehung so schnell wahrscheinlich gar nichts mehr
01:18:05: erschüttern.
01:18:07: Mega spannend.
01:18:08: Also, ich bin ja eh großer Franka-Fan.
01:18:10: Ich kann euch nur sehr empfehlen, ihr im Podcast zu hören.
01:18:12: Viele wichtige Tipps.
01:18:13: Super interessant, wie sie das nochmal eingeordnet hat.
01:18:17: Ja, und das, was Franka beschrieben hat, kennen wir ja auch schon so ein bisschen von Maurice und Marilyn und das ist auch wirklich das, was sie am Leben hält.
01:18:24: Aber ihr körperlicher Zustand wird immer schlechter.
01:18:28: Im Juni geht es ihnen körperlich so schlecht, dass sie fast nichts mehr zu essen fangen können.
01:18:34: Drei Viertel von Maurice-Würbelsäule sind eine offene Wunde mittlerweile.
01:18:40: Und sie sind den Wetterelementen immer noch hilflos ausgeliefert.
01:18:45: Der nächste Sturm, das wissen sie, wird wahrscheinlich ihr letzter sein.
01:18:51: Aber so richtig schmerzt sie dieser Gedanke auch nicht mehr.
01:18:55: Sie gehören jetzt zum Kreislauf zwischen Fischen und Vögeln dazu.
01:18:59: Sie sind zu einer Creature Amongst Creature geworden, wie sie selbst schreiben, zu einem Teil des Ozeans.
01:19:08: Das Driften ist kein Ausnahmezustand mehr, sondern ihr Leben.
01:19:13: Ein Leben, das sich anhand von Tagebüchern und ihrem Kalender nachvollziehen lässt.
01:19:18: Ein Kalender, der genau hundert-achzehn Tage zählt.
01:19:23: Danach endet er
01:19:24: erprobt.
01:19:26: Dieser hundert-achzehnte Tag ist der dreißigste Juni, neunzehntunhundertsebzig.
01:19:33: Maurice ist am Ende seiner Kräfte.
01:19:36: Er liegt auf dem Boden der Rettungsinsel und ist vollkommen weggedrehten.
01:19:41: Realität oder Fiebertraum?
01:19:44: Er kann es nicht mehr auseinanderhalten.
01:19:47: Die Sonne ballert vom Himmel und lässt sein dehydrierten Körper glühen.
01:19:51: Er weiß, jetzt ist das
01:19:53: Ende nah.
01:19:55: Auch wenn Maurice wachbleiben will, er kann es nicht mehr.
01:19:59: Und er will es auch langsam gar nicht mehr.
01:20:01: Nicht mehr.
01:20:02: Er will seine Ruhe haben.
01:20:04: In Ruhe liegen.
01:20:06: In Ruhe gehen.
01:20:07: Er hat jetzt eigentlich aufgegeben.
01:20:09: Ja, sein Körper ist bereit zu sterben.
01:20:12: Dumm hört er, wie Marilyn um ihn herum springt und schreit.
01:20:17: Was macht sie da, fragt er sich.
01:20:20: Damit er nicht einschläft, damit er sie nicht verlässt, kann sie nicht einfach stillhalten und ihn gehen lassen.
01:20:27: Jetzt zieht und zerrt sie auch noch an ihm.
01:20:31: Ja, ja, mal wieder ein Schiff.
01:20:33: Er versteht schon, was sie sagt.
01:20:36: Aber warum sollte er für das mittlerweile achte Schiff aufstehen?
01:20:40: Warum sollte dieses Schiff anhalten?
01:20:59: Ja!
01:21:14: Merlin schreit und winkt, Hoffnung durchströmt die beiden.
01:21:18: Sie schwappt über ihren Müdengeist und ihre geschundenen Knochen.
01:21:22: Die Umrisse des Schiffes vor ihnen werden immer größer.
01:21:26: Und jetzt tömt sich auch schon vor ihnen eine Wand aus Stahl auf.
01:21:30: An ihr baumelt eine Strickleiter herunter.
01:21:33: Mit ihren nicht mehr existenten Beinmuskeln hangeln sie sich jetzt hoch.
01:21:37: Oben
01:21:38: fallen sie aufs Deck und brechen zusammen.
01:21:42: Sie sind sich in diesem Moment nicht ganz sicher, ob sie das hier wirklich gerade alles erleben oder ob sie sich das alles nur einbilden.
01:21:51: Bis ihnen ein Becher dampfene Milch unter die Nase gehalten wird.
01:22:00: Das muss sich wirklich anfühlen wie der Himmel.
01:22:04: Ja, absolut.
01:22:05: Und dann entfaltet sich auch schon der süßliche Geschmack samtig im ganzen Mund.
01:22:10: und sie realisieren, das hier ist
01:22:13: kein Traum.
01:22:15: Wir haben es geschafft.
01:22:17: Sagt Marilyn und fügt hinzu.
01:22:20: Jetzt sind die Aura Lynn zwei und Patagonien dran.
01:22:23: Nein.
01:22:25: Verstehst du, Lynn?
01:22:26: Also sie plant in dem Moment, wo sie gerettet wurde, schon das zweite Schiff und die nächste Reise nach Patagonien.
01:22:34: Also nach Argentinien?
01:22:35: Also
01:22:35: ich finde, meine Beschreibung am Anfang von den beiden stimmt ja absolut.
01:22:38: Weil mehr Abenteurer sein geht ja zum Beispiel.
01:22:41: Ja, sie waren erst noch gefangen in so ein bisschen zum spießigen Leben mit so einer Doppelhaushälfte und so geregelten Jobs und einer Krankenversicherung und so weiter.
01:22:49: Und jetzt sind sie so, geil, nochmal bitte.
01:22:54: So wild.
01:22:56: Es ist wirklich wild.
01:22:58: Und wir können tatsächlich auch mal die beiden selbst hören.
01:23:02: Und zwar erinnert sich Maurice viele Jahre später an diesen Tag und da erzählt er das hier.
01:23:12: Ich glaube nicht, dass er, wenn er es erinnert, er erinnert, dass er das wirklich glaubt.
01:23:34: Und dann kam er zurück und... und das war es.
01:23:52: Und ich muss sagen, seine Antwort hat mich dann doch so ein bisschen überrascht.
01:24:00: Er sagt nämlich das
01:24:10: hier.
01:24:21: So geil, weil ... Er war ja kurz vorm Sterben und jetzt wird er gegettet und jetzt ist er so ein bisschen so, eigentlich mochte ich mein Leben auf dem Meer ganz gerne und ich weiß nicht so richtig, ob ich wieder zurück in die Welt möchte.
01:24:35: Ja, es ist irgendwie so, als ob das Gehirn danach das alles ein bisschen reinigte und verschönert und was man da eigentlich erlebt hat.
01:24:42: Ja, aber eigentlich finde ich das ganz schön, weil dann merkt man, dass das wirklich stimmt, was du schon ein bisschen die ganze Zeit erzählt hast, dass die da einfach ... voll die Erfahrung für sich hatten und auch viel über sich selbst gelernt haben.
01:24:55: Komplett.
01:24:56: Und man kann jetzt auch gar nicht von so einer Rückkehr zur Zivilisation sprechen, denn das Boot, das sie aufnimmt, ist selbst schon seit mehr als zwei Jahren auf dem Meer unterwegs, um Fische zu fangen und in Dosen abzupacken.
01:25:10: Die sogenannte WOLMI- Three-Null-Sex stammt aus Südkorea und ist jetzt gerade auf dem Rückweg.
01:25:17: Nach zwei Jahren sind ich auch so crazy.
01:25:20: Eigentlich möchten weder der Kapitän noch die Crew irgendeinen Stopp machen und endlich zurück zu ihren Familien.
01:25:28: Okay, ja, kann ich irgendwie verstehen, aber trotzdem wäre es ja eigentlich gut, wenn die einmal medizinisch untersucht werden.
01:25:34: Ja, total.
01:25:35: Und irgendwie so wie auch Marilyn und Maurice sich erst unsicher waren, um das hier die Realität ist, so geht es auch der Crew.
01:25:42: Die sind ja auch schon so lange irgendwie auf offene Meer und weg von der Zivilisation, dass sie sich auch gar nicht mehr so sicher sind, was hier gerade eigentlich passiert ist.
01:25:51: Sie sehen jetzt vorsichtig auf dem Boden zwei komplett ausgemergelte Menschen kauern.
01:25:57: Die erzählen, sie seien ein britisches Ehepaar, das vor knapp vier Monaten ein Schiffbrocher litten hat.
01:26:05: Kapitän Su Chong, der Zweite, hat Angst, dass die beiden Infektionskrankheiten an Bord schleppen.
01:26:11: Das wäre nämlich mit Abstand das Schlimmste, was ihn jetzt noch passieren könnte.
01:26:16: Denn, ähnlich wie bei Maurice & Marilyn, verlief auch die Fahrt der Volmi-Dreinau-Sex alles andere als smooth.
01:26:24: Es ist seine erste Fahrt als Kapitän und sie fing zwar viel, aber ansonsten ist die Fahrt bislang ein Desaster.
01:26:31: Direkt zu Beginn starb ein Crewmitglied und dann haben heftige Stürme der Schiff ramponiert.
01:26:38: Und um die beiden irgendwie zu retten, aber trotzdem sicher zu gehen, dass sie auch keine Krankheiten mit an Bord bringen, befiehlt der Kapitän jetzt seiner Crew, die beiden mit einem Schlauch abzuspritzen.
01:26:50: Vielleicht sollte man erst mal sich um die kümmern.
01:26:55: Ja, und als echter Seemann weiß er auch, es gibt eine Regel, die über allem steht, Menschen in Seenot muss man helfen.
01:27:03: Marilyn und Maurice bekommen jetzt eine Kabine.
01:27:07: Dorthin können sie erst mal nur krabbeln, so schwach sind ihre Beine.
01:27:12: Der Kapitän lässt jetzt alle Habseligkeiten aus der Rettungsinsel und dem Beiboot einsammeln.
01:27:18: Und dann beobachtet er etwas, das ihn alle Zweifel an der Geschichte der beiden über Bord werfen lässt.
01:27:26: Er beobachtet, wie Marilyn in ihren Habseligkeiten kramt und ein Kamm hervorholt.
01:27:32: Dann beginnt sie Maurice die Haare zu kämmen, Strähne für Strähne.
01:27:37: Ganz zärtlich, damit es nicht zieht.
01:27:41: So sehen keine Spione oder so aus, denkt der Kapitän.
01:27:47: Trotzdem glaubt er ihre Geschichte erst wirklich, als Marilyn ihm ihre Pässe zeigt.
01:27:53: Die hat sie ja geistesgegenwärtig von der Aura Lin noch gerettet.
01:27:58: Und schließlich lässt er sein Funker eine Nachricht absetzen.
01:28:02: Sie haben ein gewisses Ehepaar Bailey aus dem Meer gezogen, das dort angeblich hundertachzehn Tage herumgedriftet ist.
01:28:09: Bitte um Rückmeldung, was zu tun sei.
01:28:13: Damals gibt es noch keine Messenger oder auch keine Satelliten-Telefone und deswegen dauert es jetzt auch einige Tage, bis sie überhaupt eine Antwort bekommen.
01:28:23: In der ersten Nacht positioniert der Kapitän ein seiner Männer vor der Kabine von Marilyn und Maurice.
01:28:29: Also du merkst richtig, die sind noch sehr skeptisch, was diese beiden Menschen angeht.
01:28:36: Dieser Mann beobachtet jetzt, wie die beiden sich gegen Mitternacht gegenseitig aus der Kabine zur Rehling stützen.
01:28:44: Dort stehen sie und blicken auf das dunkle Meer.
01:28:48: Der Ozean ist ihr Zuhause geworden.
01:28:52: In den nächsten Tagen pappelt die Crew sie auf und verarztet ihre Wunden.
01:28:57: Der Schiffskoch bereitet ihn mehrere Speisen am Tag zu.
01:29:01: Zum Frühstück bekommen sie Spiegelei und Brot, zum Mittag Zwiebelsuppe und Brötchen, zum Tee Gebäck und Milch und zum Abendessen Corned Beef.
01:29:11: Langsam bekommen die beiden wieder eine Gesichtswabe und können sich besser bewegen.
01:29:16: Sie freunden sich mit der Crew an, mit denen sie trotz Sprachbarriere sich verständigen können.
01:29:22: Maurice versucht so gut es geht, seinen Akzent runterzufahren, Aber manchmal schauen ihn die Crew-Mitglieder einfach nur fragend an.
01:29:31: In solchen Momenten springt dann Marilyn ein, die sich mit Leichtigkeit verständigen kann.
01:29:36: Die Crew schenkt ihn von Zahnpasta über Seife bis hin zu Kleidung lauter Dinge, die sie eigentlich als Geschenke für zu Hause besorgt haben.
01:29:46: Den beiden geht es von Tag zu Tag besser.
01:29:50: Maurice, der kurz vor dem Tod stand, setzt sich schnell daran, die Route der beiden zu kartografieren.
01:29:56: um nachzuvollziehen, was sie eigentlich erlebt haben.
01:30:00: Und diese Route, das Foto davon, laden wir euch auch nochmal hoch.
01:30:05: Du siehst jetzt malin, was sie für einen Weg sozusagen hatten.
01:30:09: Ich find's auch so heftig.
01:30:11: Ja, jetzt sind wirklich da einmal immer mit der Strömung mitgetrieben.
01:30:16: Also immer so hin und her eigentlich.
01:30:18: Sie
01:30:19: sah ja erst ganz gut aus.
01:30:20: Sie sind erst so westlich getrieben, schon Richtung Galapagos Inseln.
01:30:25: Aber da, wo sie hätten weiter südlich gemusst, sind sie komplett in den Norden reingezogen worden.
01:30:31: Und dann eigentlich nur noch nördlich, nördlich, nördlich, ein ganz bisschen zurück nach rechts, aber dann wieder aufs offene Meer hinaus.
01:30:38: Fünf Tage nach ihrer Rettung, am vierten Juli, durchbricht eine Nachricht vom Festland den kleinen Kosmos, den Marilyn und Maurice, sich auf der Volme .
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01:31:26: Das finde ich wirklich so krass, dass sie einfach immer noch wieder aufs Meer wollen.
01:31:33: Das ist einfach, also da haben sich zwei nicht nur gegenseitig gefunden, sondern auch wirklich eine ganz krasse Liebe, die sie teilen, zum Meer.
01:31:41: Ja.
01:31:43: Denn wenn sie ehrlich sind, haben sie eigentlich keine Lust, ans Festland zurückzukehren.
01:31:48: Während dort scheinbar niemand ihre Rückkehr abwarten kann, graut es den beiden vor dem Trubel.
01:31:54: Sie wollen eigentlich genau da bleiben, wo sie gerade sind, auf dem Meer, weit weg von den Menschen.
01:32:00: Und wenn sie ganz ehrlich sind, würden sie am liebsten einfach auf der Wollmi-Dreih-Null-Sex bleiben und mit der Crew zusammen nach Südkorea fahren.
01:32:09: Und auch die Crew merkt, sie mögen die beiden.
01:32:12: Sie haben die beiden ans Herz geschlossen.
01:32:14: Sie wollen sie mitnehmen.
01:32:16: Das ist so geil, dass sie einfach so sind so, ne.
01:32:18: Also wir gehen hier nicht weg.
01:32:20: Ja, und dass sie kurz überlegen, okay, fuck it, wir fahren einfach mit denen hier zusammen weiter, anstatt dass die uns irgendwo abdroppen, weil theoretisch ... erreichen die auch bald Hawaii und da können sie die eigentlich dann auch schon absetzen.
01:32:33: Am achten Juli erhält der Kapitän der Wollmi dann auch eine Nachricht.
01:32:37: Dort heißt es, er soll am nächsten großen Hafen in Honolulu stoppen.
01:32:42: Die Behörden haben Angst, dass die zwei weltberühmten Schiffbrüchigen doch noch auf ihrem Schiff sterben.
01:32:48: Auf Hawaii sollen sie eine gründliche ärstliche Untersuchung bekommen.
01:32:53: Findest du auch krass, dass das wirklich von den Behörden gefordert wird und nicht von denen gewollt ist?
01:32:57: Also ich denke ja manchmal, wenn so ein kleiner Knubbel auf meinem Finger ist, bin ich so, oh mein Gott, eine Krankheit.
01:33:05: Renn zum Arzt oder denke ich sollte.
01:33:08: Und die sind so drei Viertel von Maurice Webelsäule, wart schon zu sehen.
01:33:13: Ja, ich
01:33:13: find's so heftig.
01:33:14: Ich find's wirklich unglaublich.
01:33:15: Es ist
01:33:16: fast ein bisschen bedenklich.
01:33:17: Also man könnte fast mein ... Die haben mehr Angst vor der Zivilisation als vor irgendwas anderem.
01:33:23: Mhm.
01:33:24: Komplett.
01:33:25: Am dreizehnten Juli geht die Sonne über dem Nebel auf.
01:33:29: Maryland und Maurice stehen neben dem Kapitän auf der Brücke der Wolmi-Dreinow-Sex.
01:33:35: Das Paar hält sich an den Händen, während sie durch den Morgendunst die ersten Umrisse der Insel erkennen.
01:33:42: Zerklüftete Gipfel, Palm und weißer Strand.
01:33:46: Dann ertönt ein lautes Brum.
01:33:48: Ein Hubschrauber rauscht auf sie zu, aber nicht um sie abzuholen.
01:33:54: An Bord sind Reporter, die die ersten Schnapschüsse des Castaways Paar machen wollen.
01:33:59: Kein Wunder, dass die nicht ankommen wollen.
01:34:02: Ja, also die sind wirklich einfach jetzt schon belagert.
01:34:06: Als sie am Hafen einfahren, stehen Marilyn und Maurice an der Rehling, armen Arm und winken den Warten hinzu.
01:34:13: Maurice trägt eine kurze Hose und ein weißes T-Shirt, Marilyn ein weiten Rock und ein geblümtes Oberteil mit einer Strickjacke darüber.
01:34:22: Ihre Herzen schlagen immer höher.
01:34:25: Dann legt die Wolmi-Dreinull sechs an.
01:34:29: Marilyn geht zuerst von Bordch.
01:34:31: Einige Crewman-Lieder stützen sie.
01:34:34: Dann folgt Maurice.
01:34:37: Ihre Füße berühren festen Boden.
01:34:40: Hunderte Reporter umkreisen sie.
01:34:43: Merlin lächelt.
01:34:45: Aber in Gedanken segelt sie schon wieder auf der Aura Lin II in Richtung Patagonien.
01:34:52: Das kann mich so geil.
01:34:54: Ja, Lin.
01:34:54: Und damit kommen wir auch zum Ende dieser Folge.
01:34:59: Die beiden haben es tatsächlich überlebt.
01:35:02: Was
01:35:02: ist dann mit denen passiert?
01:35:03: Sind die weiter gesegelt?
01:35:05: Ja, sie haben tatsächlich im Nachhinein noch die Aura Lin II bauen lassen in England.
01:35:12: No way.
01:35:12: Sie haben ... Ehe so ein paar Sachen geändert.
01:35:15: Also erstmal führen Sie dieses eine Exklusivinterview, was Ihnen angeboten wurde.
01:35:21: Dafür zahlt Ihnen die Zeitung Zehntausend Pfund, also nochmal umgerechnet mit dem Geldwert heutzutage wesentlich mehr Geld.
01:35:31: Und von dem Geld reisen sie dann nach Südkorea und besuchen auch ihre Crew erneut.
01:35:37: Also sie bauen wirklich so eine Bindung zu den Wolmi-Leuten auf.
01:35:41: Außerdem haben sie noch so ein paar andere Sachen verändert nach ihrer Rettung.
01:35:46: Zum Beispiel entscheiden sie, dass sie ihr Leben lang vegetarisch sich ernähren werden.
01:35:52: Sie mussten ja Tiere töten, um zu überleben.
01:35:55: Aber ihre Zeit auf dem Meer hat ihnen so ein neues Bewusstsein für den natürlichen Kreislauf des Lebensverschafts und auch für die Welt der Tiere.
01:36:04: Und als sie zurück dann irgendwann wieder in der Zivilisation sind, lehnen sie es ab, Tiere zu töten und setzen sich auch für Tierwohl ein.
01:36:11: Sie bauen halt dann auch das Boot neu und in der Zeit schreiben sie auch ein Buch über ihre Erlebnisse.
01:36:18: Zwei Jahre später, in den letzten Jahren sind sie dann auch wieder losgefahren und zwar wohin?
01:36:23: Ah, nach Patagonien.
01:36:25: Ich kann das gar nicht glauben, dass die wirklich.
01:36:28: das scheint jetzt nicht so traumatisch für die gewesen zu sein, wie es für mich war zu hören.
01:36:35: Crazy, oder?
01:36:36: Es ist wirklich, wirklich krass.
01:36:37: Und ja, sie fahren wirklich nach Patagonien, danach geht es zurück an die spanische Küste.
01:36:42: Dort leben sie dann einige Zeit auf dem Boot, bevor sie mit dem Boot zurück nach England kehren.
01:36:48: Sie bleiben dort vor allem in Südengland, nicht im Norden, wo sie herkommen, sondern sie leben in einem Cottage am Meer und halt auf dem Segelboot, mit dem sie immer wieder losfahren.
01:36:59: Sie bleiben außerdem auch glücklich verheiratet, also sie sind einfach danach ein krasses Team geworden.
01:37:05: Sie gehen weiter in der Natur wandern und machen abenteuerliche Ausflüge.
01:37:11: Im Jahr two-tausend-zwei ist Marilyn allerdings gestorben mit Anfang sechzig schon an Krebs.
01:37:17: Maurice ist im Alter von von achtzig Jahren gestorben.
01:37:21: Er lebte noch sechzehn Jahre lang ohne Marilyn alleine.
01:37:26: Und es gab auch ein zweites Buch über sie.
01:37:28: Das wurde über sie geschrieben und ist zusammen mit ihrem eigenen geschriebenen Buch auch die Inspiration und Quelle für diese Folge.
01:37:39: Das heißt übrigens sehr passend, A Marriage at Sea.
01:37:43: Also eine Ehe auf dem
01:37:45: Meer.
01:37:45: Ich finde auch die Geschichte, die du gerade erzählt hast, ist wirklich die Liebe zum Meer.
01:37:51: Und das finde ich richtig schön.
01:37:52: Es ist eine ganz andere Geschichte als die Schiffgeschichte, die du schon mal erzählt hast.
01:37:57: Weil hier geht es eigentlich darum, dass zwei Leute das Meer über alles lieben.
01:38:03: Und auch sich und die Abenteuer.
01:38:05: Ich habe dir auch noch mal ein Foto mitgebracht, wo die beiden schon ein süßes eher älteres Ehepaar sind.
01:38:13: Da sind sie am Wandern.
01:38:14: Oh, die
01:38:14: sehen so glücklich aus.
01:38:17: Ja, total süß.
01:38:18: Also wirklich einfach abenteurer.
01:38:20: Und zum Abschluss dieser Folge will ich deswegen auch noch mal das Wort an Maurice übergeben.
01:38:27: Ein Ausstand des Interviews haben wir ja vorhin schon mal gehört.
01:38:30: Maurice ist zu diesem Zeitpunkt über achtzig Jahre alt und der Journalist fragt ihn, Ob er, wenn er in der Zeit zurückreisen könnte, freiwillig nochmal auf die Rettungsinsel mit Marilyn gehen würde.
01:38:43: Und ich glaube, du kannst es dir schon denken, was er antwortet, aber ich würde es ihn einmal selbst erzählen lassen.
01:39:01: Also er sagt wirklich, das war eine wunderbare Erfahrung.
01:39:29: Ich glaube, niemand andererseits hätte das so verantwortet.
01:39:31: Aber für Maurice war das irgendwie die beste Parttherapie, die er machen konnte.
01:39:36: Ja, aber so, for free.
01:39:38: Ja, er erzählt, er war noch nie so lange in der Natur.
01:39:42: Und das für ihn so magisch war, wenn er nachts einfach da saß und die Rufe der Wale um sich herumgehört hat.
01:39:48: Und manchmal war es dann sogar so, dass die Wale so nah an ihn herangekommen sind, dass sie sogar direkt neben ihm aufgetaucht sind.
01:39:55: Das finde ich auch krass, dass er das als so positiv beschreibt, weil genau so sind sie ja am Anfang gekenntert.
01:40:00: Ja,
01:40:00: aber wahrscheinlich, weil er wusste, dass das ja nicht jetzt so war.
01:40:05: dass die das mit Absicht gemacht haben.
01:40:06: Ja, und er hat auch nicht nur über das Meer gesprochen, er hat auch noch mal etwas über Marilyn gesagt, die zum Zeitpunkt des Interviews schon seit mehr als zehn Jahren tot ist.
01:40:17: Über Marilyn sagt Maurice das hier.
01:40:19: Die Frauen von anderen Spielen machen das oft.
01:40:25: Mein Kind war ziemlich apäulich.
01:40:28: Bis ich mit Marilyn mette, wusste ich nicht, was eine Affektion war.
01:40:43: Und so hat Marilyn mit mir die Glückwunsch, was ich wollte.
01:41:04: Gibt ja auch.
01:41:05: Frauen sind ja in vielen Dingen vielleicht auch das stärkere Geschlecht.
01:41:08: Und er sagt, Marilyn brachte mir das Glück, dass ich mir immer gewünscht habe.
01:41:13: Und er sagt ja auch, meine Kindheit war ziemlich schlecht, bis ich Marilyn traf, wusste ich nicht, was Zuneigung bedeutet.
01:41:19: Also, Marilyn brachte ihm das Glück, dass er sich immer gewünscht hat.
01:41:24: Total schön.
01:41:25: Mhm.
01:41:26: Ja, richtig süß.
01:41:28: Ja, das war dieser heutige School of Geschichte.
01:41:31: Es gibt auch andere Geschichten, wo wir auf offener See sind, die auch sehr bewegend sind.
01:41:35: Schaut doch mal da vorbei, falls ihr es noch nicht gehört habt.
01:41:39: Und ich muss sagen, ich habe auch ein bisschen durch die noch mal mehr Bock aufs Segeln bekommen.
01:41:46: Also Menschen beschreiben das als sowas Magisches.
01:41:50: Ja, und wieder ins Meer zu fahren.
01:41:52: Ich liebe ja selber das Meer auch so sehr.
01:41:55: Und verstehe dieser Sehnsucht der beiden deswegen auch irgendwie.
01:42:00: Und es ist schon beeindruckend, weil deine Geschichte zeigt auch, egal wie schlimm die Umstände sind, wenn du mit dem richtigen Menschen dort bist, ist alles ein bisschen besser.
01:42:11: Und das, liebe Lovies, ist das Schlusswort.
01:42:13: Wir freuen uns, wenn ihr diesen Podcast bewertet, abonniert, ein Kommentar da lasst auf Spotify oder auf Social Media, wo auch immer.
01:42:21: Das ist für uns das Allertollste, das ist quasi ein kleiner Liebesbrief an uns auf eine Lovie-Art.
01:42:27: Und dann freuen wir uns ganz doll, wenn wir uns über nächsten Freitag wieder hören.
01:42:31: Bis dann.
01:42:32: Ciao, ciao.
01:42:34: Wir haben euch lieb.
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